Greiner mit 2,3 Mrd. Umsatz „unter den Umständen“ sehr zufrieden

Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender Greiner AG © Greiner AG

Der Kunststoffkonzern Greiner AG mit Sitz in Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) ist mit einem Jahresumsatz von 2,3 (2021: 2,2) Mrd. Euro 2022 „unter den gegebenen Umständen“ sehr zufrieden, wie Vorstandsvorsitzender Axel Kühner in einer Pressekonferenz mit Finanzvorstand Hannes Moser und dem operativen Vorstand Manfred Stanek am Montag in Linz erklärte. Für das leichte Plus sind Preissteigerungen, aber auch Absatzmengen verantwortlich.

„Das Geschäft ist in allen Bereichen anspruchsvoller geworden“, so Kühner, dazu sei die „Bereitschaft, Kostensteigerungen umzusetzen“ bei den Kunden zurückgegangen bei 19,4 Prozent höheren Erzeugerpreisen in den erstern drei Quartalen 2022. Man arbeite an kleinen Verbesserungen, schaue auf die Kosten und investiere, „wo wir heute schon stark sind“. Dabei setzt man auf die Wachstumstreiber Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung. Bis 2030 möchte Greiner ein umfassend zirkuläres Unternehmen sein. Schon heute gelinge BASF und Neveon das chemische Recycling von Schaumstoffmatratzen „in Apothekermengen“ so Kühner. In einem ersten Schritt wolle man das Verfahren in den kommenden 2 Jahren stabilisieren, auf ein Recycling im großen Stil hofft Kühner „in den nächsten 5 Jahren“, wobei die Anlage dazu über 1 Mrd. Euro koste. Derzeit setze man mit der Start-up-Beteiligung MATR auf Matratzen, die von Hotels gemietet werden können und dann mit enormem Aufwand mechanisch recycelt werden.

Im Medizinsektor digitalisiert das Start-up Tracie Solutions Krankenhausabläufe in der Diagnostik, um zu „wissen, wo sich die Proben gerade befinden“. Beim jüngsten Zukauf Zeroplast, der Kunststoff im Spritzguss – etwa für Kosmetiktiegel – mit einer Harzbasis ersetzt, gebe es ein verkaufsreifes Produkt, das bei der derzeit hohen Preissensibilität allerdings noch nicht wettbewerbsfähig sei.

Die Sparte Greiner Packaging steuerte 909 (2021: 772) Mio. Euro, ein Plus von 17 Prozent, zum Gesamtumsatz bei, das sei je zur Hälfte auf mehr Volumen und Preissteigerungen zurückzuführen, sagte Finanzvorstand Moser. Die – am stärksten von der Krise getroffene – Schaumstoffsparte Neveon hielt mit 732 (2021: 735) Mio. Euro ihr Niveau, wobei der Mengenrückgang von 10 bis 15 Prozent über den Preis aufgefangen wurde. Bei der Medizin Sparte Bio-One sorgte die verringerte Nachfrage nach Corona-Test-Röhrchen für ein leichtes Minus von 695 auf 693 Mio. Euro. Ohne die Röhrchen hätte das Umsatzplus 14 Prozent ausgemacht, so Moser.

2022 gab es mit 169 Mio. Euro, 100 Mio. davon in Österreich, „das größte Investitionsprogramm in der 155-jährigen Geschichte von Greiner“, das Geld dafür stammte unter anderem aus einem nachhaltigen Schuldscheindarlehen über 172 Mio. Euro, verknüpft mit unter anderem bis 2030 zu 100 Prozent erneuerbarem Strom und 40 Prozent Frauen in Führungspositionen. Heuer werden rund 130 Mio. Euro investiert, kündigte Moser an. Ein Ausbau des Standorts Rainbach im Mühlkreis und ein weiteres Sterilisationswerk in Kremsmünster sollen noch heuer gestartet werden, wobei in Kremsmünster alle Produkte für den europäischen Markt sterilisiert werden. Greiner erwirtschafte rund drei Viertel seines Umsatzes in Europa, „dieser Anteil geht peu a peu zurück“, Wachstumsmärkte sieht Moser vor allem in Nordamerika. Greiner beschäftigt 11.626 (2021: 11.015) Menschen, davon 2.150 in Österreich.

COO Manfred Stanek stellte seine Nachfolgerin an der Spitze von Greiner Packaging, Beatrix Praeceptor, vor, die seit 1. Mai dort die Geschäfte führt. „Das Kostenthema war in den letzten 12 bis 24 Monaten dominierend“, so Stanek, die Nachfrage sinke, auch bei sehr niedrigpreisigen Produkten. „Wir fokussieren stark auf Innovation und Nachhaltigkeit“, stellte er kompostierbare Kapseln, die im Heimkompost verwertet werden können, einen Joghurtbecher, der im Müllwagen in Papier und Plastik getrennt wird, und die Produktion der Trinkflaschen „air-up“ vor. Im Schaumstoffbereich erwartet er im vierten Quartal eine Verbesserung der Nachfragesituation in einem derzeit schwierigen Marktumfeld. Man schaue sich die Mitarbeiter-Produktivität, Material, Logistik und Instandhaltung an, um die Situation zu verbessern. Der Nachfrageeinbruch liege – abhängig vom Segment – bei gut 10 Prozent. „Wir nehmen uns einiges vor, um das zu kompensieren“, sagte Stanek. Eine schwierige Nachfragesituation herrsche auch bei Bio-One, wo die „lange Wertschöpfungskette durcheinandergebeutelt“ worden sei.

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