Gründerinnen in Österreich deutlich in der Unterzahl

Gender Investment Gap: Mehr Diversität bei Start-up-Gründungsteams mit Finanzierung - 151 Männer und 18 Frauen erhielten im ersten Halbjahr 2024 frisches Kapital

Gründerinnen sind in Top-Sektoren stark unterrepräsentiert. © bnenin - stock.adobe.com

Der „Gender Investment Gap“ bleibt in Österreich groß: Nur 18 der 169 Gründer von österreichischen Start-ups, die im ersten Halbjahr 2024 Risikokapitalfinanzierungen erhielten, sind Frauen.

Das entspricht einem Anteil von rund elf Prozent (151 Personen männlich, 89 Prozent) und liegt auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums, rechnet die Beratungsagentur EY vor.

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Einen leichten Anstieg gab es bei der Diversität der Start-up-Gründungsteams, die eine Finanzierung abschließen konnten: Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Teams ist gemischt – deutlich mehr als im ersten Halbjahr 2023 (15 Prozent).

Rein weibliche Gründungsteams bleiben rar – bloß zwei (drei Prozent) der 70 österreichischen Start-ups, die im ersten Halbjahr 2024 mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, hatten ein ausschließlich weiblich besetztes Gründerteam (myBios; Vienna Textile Lab).

Eine positive Tendenz ist nach langem Stillstand beim Finanzierungsvolumen zu sehen: Ein Viertel des gesamten Volumens (24,2 Prozent) ging im ersten Halbjahr 2024 an gemischte Gründungsteams – so viel wie in keinem Halbjahr zuvor. Bis dato gingen regelmäßig rund neun von zehn investierten Euros an rein männlich zusammengesetzte Teams.

Dieser Zuwachs ist vor allem auf eine Finanzierungsrunde zurückzuführen: 63 Millionen Euro für Prewave mit dem gemischten Gründungsteam mit Lisa Smith und Harald Nitschinger.

Generell sind die Finanzierungsrunden und -volumina in Österreich im ersten Halbjahr 2024 allerdings rückläufig: Insgesamt wurden 70 Finanzierungsrunden registriert, das sind 26 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023, als mit 95 Finanzierungsrunden ein Höchstwert für ein erstes Halbjahr markiert worden war (2022: 79).

Gründerinnen in Top-Sektoren unterrepräsentiert

Ein weiterer Grund für die Gender Investment Gap ist der erkennbar unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründern. So ist der Anteil von Gründerinnen in vier der fünf nach Finanzierungssummen Top-Sektoren im ersten Halbjahr nur unterdurchschnittlich – teilweise liegt er bei null.

Während der Frauenanteil beim stärksten Sektor Software & Analytics noch bei zwölf Prozent – und damit leicht über dem Durchschnitt mit elf Prozent – liegt, sind es im Bereich Health zehn Prozent und im Bereich Energy gerade einmal fünf Prozent.

In den Sektoren FinTech/InsurTech und Hardware findet sich keine einzige Gründerin in den Unternehmen, die im ersten Halbjahr 2024 eine Finanzierungsrunde abgeschlossen haben.

Am stärksten vertreten sind Gründerinnen im Food-Bereich, hier ist jedes zweite Gründungsmitglied weiblich. Auch in den Bereichen Mobility (22 Prozent), Recruitment (20 Prozent) und Media & Entertainment (17 Prozent) ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch.

In acht der insgesamt 16 untersuchten Sektoren befindet sich bei den im bisherigen Jahresverlauf finanzierten Start-ups keine einzige Frau in den Gründungsteams (AdTech, ConstructionTec/Green Building, E-Commerce, Education, FinTech/InsurTech, Hardware, Professional Services sowie PropTech).