Industrie nimmt Gewessler wegen Erdgaspipeline in die Pflicht

Frommwald (WKOÖ) versteht nicht, „warum WAG-Loop nicht mehr Bedeutung beigemessen wird“

Das Bild trügt — denn noch sind im Mühlviertel keine Bagger aufgefahren, um die 40 Kilometer lange Gaspipeline „WAG-Loop“ zu errichten.
Das Bild trügt — denn noch sind im Mühlviertel keine Bagger aufgefahren, um die 40 Kilometer lange Gaspipeline „WAG-Loop“ zu errichten. © MaxSafaniuk — stock.adobe.com

Jetzt ruft auch Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der WKOÖ, lautstark in jenes Ohr, auf dem sich die grüne Energieminsiterin Leonore Gewessler beharrlich taub zeigt.

„Ich verstehe nicht, warum dem WAG-Loop nicht mehr Bedeutung beigemessen wird“, sagt Frommwald — und meint damit den Bau jener 40 Kilometer langen Pipeline durch das Mühlviertel, mit der Gas aus Deutschland nach Österreich geliefert werden soll. Immerhin könnte mit der West-Austria-Gasleitung (WAG) die Transportkapazität bei Gas um 30 Prozent erhöht werden.

Doch deren Inbetriebnahme sei überhaupt erst 2027 geplant — und auch das nur, wenn die Finanzierung rasch geklärt werde. Und damit ist Frommwald bei Gewesslers taubem Ohr angekommen, denn diese habe für einen raschen Baustart die Rahmenbedingungen zu schaffen.

Rahmenbedingungen meint eine Mitfinanzeierung des Gewessler-Ressorts bei diesem 200 Millionen Euro Projekt, das der Netzbetreiber Gas Connect Austria — steht zu 51 Prozent im Eigentum des Verbunds — nicht alleine stemmen kann. Im Dezember hatte auch Finanzminister Magnus Brunner die grüne Energieministerin in die Pflicht genommen: „Wir müssen dringend in die Gänge kommen“. Man erwarte sich vom Energieministerium „einen konkreten Vorschlag, wie wir das schnellstmöglich umsetzen können“. Während laut Brunner das Gewessler-Ministerin dafür 70 Millionen Euro zur Verfügung habe, winkte die Ministerin zuletzt aber ab.

Sparten-Obmann Frommwald jedenfalls freut sich zwar, dass die heimischen Gasspeicher noch zu mehr als 80 Prozent gefüllt seien, doch Speicher „lösen das grundlegende Versorgungsproblem nicht“. Noch immer halte man bei einem Anteil an russischem Gas von 90 Prozent, doch eine Diversifizierung scheitere „sowohl an technischen als auch an finanziellen Gründen“, sagt er mit Blickwinkel auf den in der Luft hängend WAG-Loop.

Dessen Betreiber drängt deshalb auf eine staatliche Förderung, da die Kosten des Pipeline-Baus „aktuell nicht über den Markt rückgewinnbar sind“. Und man verweist auch darauf, dass nach dem Ausbau neben Erdgas auch Wasserstoff nach Österreich transportiert werden könnte.

Für WKOÖ-Spartenobmann Frommwald muss übrigens auch die nationale Gasproduktion zurück in den Fokus rücken. 2023 sei im sechsten Jahrin Folge die heimische Erdgasproduktion rückläufig gewesen. Mit nur etwa sechs Terawattstunden sinke deren Anteil am heimischen Gasverbrauch kontinuierlich. Der Anteil erneuerbarer Gase im Gasnetz sei überhaupt verschwindend gering und trotzdem fehle noch immer eine gesetzliche Grundlage, die einen erfolgreichen Markthochlauf von Biomethan ermöglicht.

„Gasförmige Energieträger sind nicht nur heute, sondern auch langfristig eine zentrale Säule unseres Energiesystems und sind auch in der Industrie unverzichtbar. Die vielen Ankündigungen und Versprechungen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit müssen nun endlich entschlossen umgesetzt werden“, fordert Frommwald.

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