„Insolvenzquote steigt nur leicht“

RLB-OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller sieht wenig Gefahr für größere Pleitewelle

Generaldirektor Heinrich Schaller sieht eine Leitzinssenkung frühestens im letzten Quartal 2024.
Generaldirektor Heinrich Schaller sieht eine Leitzinssenkung frühestens im letzten Quartal 2024. © RLB OÖ

Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ, im Interview über die Zinswende, Bargeld in der Verfassung und Bankomaten als Grundversorgung.

VOLKSBLATT: Der Weltspartag stand im Zeichen der Zinswende, was bedeuten die höheren Zinsen für das Anlageverhalten der Kunden?

SCHALLER: Einerseits ist für die Sparer erfreulich, dass sie wieder deutlich mehr Zinsen bekommen. Auch wenn viele sagen, dass sie derzeit weniger sparen können aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungkosten, hat bei der Raiffeisenbankengruppe OÖ das Sparvolumen heuer bis jetzt um 1,2 Milliarden Euro zugenommen. Die, die sparen können, legen also definitiv mehr Geld aufs Sparbuch und es zahlt sich ja auch aus.

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Andererseits ist es aber mit dem Sparbuch alleine nicht getan, es sollten auch andere Anlageformen angedacht werden. Wir haben etwa mit der Kepler Fonds KAG eine sehr gute Fondsgesellschaft. Es kommt aber immer auch auf den Zeithorizont an, bei längerer Bindung ist der Fonds sicher die beste Variante. Wenn man nur relativ kurzfristig gebunden bleiben will, dann ist das Sparbuch die bessere Variante.

Aus der Europäischen Zentralbank (EZB)gibt es unterschiedliche Signale, wie es weitergeht. Wo sehen Sie die Zinsen in einem Jahr?

Das ist der berühmte Blick in die Glaskugel. Ich glaube, dass wir den Höhepunkt der Zinsen erreicht haben. Aber eine Senkung der Zinsen erwarte ich – wenn überhaupt – erst im letzten Quartal 2024. Und dann auch nur in einem ganz kleinen Schritt, um 0,25 Basispunkte.

Die veränderte Zinslage trifft vor allem auch flexible Kredite, sehen Sie bei der RLB hier Probleme?

Sowohl die Privaten als auch Unternehmen vertragen das offensichtlich sehr gut. Wir haben auch fast immer in die Richtung Fixzins beraten. Dort, wo es eng wird, versuchen wir mit den Kunden nach Lösungen zu suchen. Etwa durch Stundungen oder Laufzeitverlängerungen. Wir gehören nicht zu den Banken, die sofort bei Verzug die Reißleine ziehen. Das trägt auch zur Vertiefung der Partnerschaft bei.

Sollte der Staat bei Problemfällen bei variablen Krediten einspringen, so wie es manche fordern?

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Nein.

Wie stehen Sie zu Bargeld in der Verfassung?

Das Bargeld ist auf europäischer Ebene abgesichert. Es denkt aktuell glaube ich niemand daran, das Bargeld abzuschaffen, also sehe ich keinen Grund für Bargeld in der Verfassung.

Es wird eine Grundversorgung mit Bankomaten gefordert, ist so etwas denkbar?

Man soll natürlich allen Bevölkerungsschichten den Zugang zu Bargeld ermöglichen. Raiffeisen Oberösterreich versorgt die Allgemeinheit ohnehin gut. Wir haben im gesamten Landesgebiet 550 Bankomatstandorte. Wenn Filialen zusammengelegt werden, werden ohnehin immer mit den Stakeholdern vor Ort Gespräche geführt, wie man die Bargeldversorgung sicherstellen kann.

Wie viele Filialen hat man aktuell noch?

Aktuell haben wir 365 Filialen, rund 40 wurden in den vergangenen Jahren zusammengelegt. Unter anderem weil wir das Personal einfach nicht finden. Aber auch, weil die Frequenz in einigen Filialen praktisch nicht mehr gegeben ist, weil sehr viele ihre Bankgeschäfte online abwickeln.

Die Wirtschaft trübt sich ein, droht nun die nach Corona erwartete Insolvenzwelle?

Die Insolvenzquote steigt, das ist bekannt. Dass eine Welle kommt, war eigentlich ziemlich klar. Aber die Welle ist verhalten und sie ist beherrschbar. Wir haben bei Raiffeisen in den vergangenen Jahren auch gute Vorsorge getroffen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen.

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