Italien will Anreize für Arbeit am Wochenende setzen

Gegen das akute Problem des Personalmangels in mehreren Wirtschaftssektoren, darunter Gastronomie, Tourismus und Freizeitindustrie, plant die italienische Regierung Anreize für Arbeit an Wochenenden. Davon soll vor allem der Fremdenverkehr profitieren, berichtete Tourismusministerin Daniela Santanché.

„Im Tourismus gibt es eine große Beschäftigungsmöglichkeit, aber für junge Menschen ist die Arbeit an Samstagen oder Sonntagen ermüdend, sie sind mehr auf Lebensqualität und Freizeit bedacht. Wir denken über Anreize nach, damit diejenigen, die an Feiertagen arbeiten, deutlich mehr verdienen als an normalen Tagen“, sagte die Ministerin.

Italiens Tourismus fiebert der Sommersaison entgegen, die Buchungen springen an. Doch nach Ende der Pandemie-Hochphase herrscht in Österreichs südlichem Nachbarland massiver Personalmangel. Die Tourismusbranche und die Gastronomie bieten nach Angaben des Branchenverbands Fipe Confcommercio 210.000 Jobs an. Die Sorge ist, dass nur ein Teil davon besetzt werden kann.

Laut dem Verband haben italienische Betriebe bei mindestens 30 Prozent der angebotenen Stellen Schwierigkeiten, Personal zu finden – zum Teil, weil es zu wenige Bewerberinnen und Bewerber gibt. In 13,8 Prozent der Fälle sei der Hauptgrund für die offenen Stellen die Unzulänglichkeit der eingereichten Lebensläufe.

Die Gastronomie beschäftigt in Italien rund 800.000 Personen. Nach den Berechnungen des Fipe-Verbands werden vor allem Kellnerinnen und Kellner gesucht, hier gebe es 55.000 offene Stellen. Darauf folgen Köchinnen und Eisverkäufer, für die einschlägige Erfahrung erforderlich sei.

Auch andere Faktoren spielen beim Personalmangel eine Rolle, unter anderem der demografische Wandel, der Italien schwer belastet. Zwischen 2018 und 2021 schrumpfte die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) erheblich mit einem Rückgang von 636.000 Personen. Die Zahl derer, die nicht auf Arbeitssuche sind, stieg dagegen um 1,5 Prozent auf 194.000.

Die Politik ist besorgt. Diskutiert wird über die Einführung eines gesetzlich festgelegten Mindestlohns von 9 Euro netto pro Stunde, wogegen sich die Industriellen jedoch wehren. Migration spielt beim Problemlösungsversuch auch eine Rolle. Die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni will legale Migrationswege fördern. So sollen in den nächsten zwei Jahren eine halbe Million Einwanderungsgenehmigungen für Nicht-EU-Bürger erteilt werden.

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