Jumbo-Zinsschritte der EZB werden nicht zur Normalität

Villeroy: Wir nähern uns dem Normalisierungsbereich © APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Jumbo-Zinserhöhungen der EZB wie im September und Oktober werden aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau nicht die Regel werden. „Wir nähern uns klar dem, was ich den Normalisierungsbereich nennen würde, der bei rund zwei Prozent taxiert wird“, sagte der oberste französische Währungshüter am Dienstag auf einer Veranstaltung in Tokio. „Dieses Niveau sollten wir im Dezember erreichen.“

Darüber hinaus werde die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen wahrscheinlich weiter anheben. Aber dies werde dann möglicherweise flexibler und in einem weniger raschen Tempo geschehen. „Jumbo-Zinserhöhungen werden keine neue Gewohnheit werden,“ sagte Villeroy. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 15. Dezember.

Volkswirte sprechen in diesem Zusammenhang zumeist vom sogenannten neutralen Zinsniveau, das eine Volkswirtschaft weder anschiebt noch bremst. Dieses sehen sie beim Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, aktuell in einer Spanne zwischen 1,5 und 2,0 Prozent erreicht. Die EZB hatte im September und Oktober im Kampf gegen die hohe Inflation die Schlüsselzinsen jeweils ungewöhnlich stark um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Der Einlagenzins liegt nun bereits bei 1,5 Prozent – am unteren Ende des von den Ökonomen geschätzten neutralen Bereichs.

Anzeichen dafür, dass in den USA die Inflation bereits den Höhepunkt erreicht haben könnte, seien ein positives Zeichen, sagte Villeroy. Denn die weltgrößte Volkswirtschaft stehe in der vordersten Front des aktuellen Inflationszyklus, führte er aus. Der hohe Preisdruck in den USA hatte im Oktober spürbar nachgelassen. Die Teuerungsrate fiel auf 7,7 Prozent von 8,2 Prozent im September. Das war bereits der vierte Rückgang in Folge und hatte Spekulationen genährt, die US-Notenbank könnte es auf ihrem Zinserhöhungskurs künftig etwas ruhiger angehen. „Die Straffung der Geldpolitik in den USA hat starke Auswirkungen auf den Rest der Welt aufgrund des hohen Kurslevels des Dollar“, sagte Villeroy.

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