„Leistung wieder positiv sehen“

LR Achleitner ist gegen Arbeitszeitverkürzung und sieht Energiewende als Chance

LR Markus Achleitner sieht in der Energiewende Chancen für Oberösterreich.
LR Markus Achleitner sieht in der Energiewende Chancen für Oberösterreich. © Land OÖ/Krenn

Im Gespräch mit dem VOLKSBLATT spricht Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner über die aktuelle Wirtschaftslage, Maßnahmen in der Arbeitsmarktpolitik und Lernprozesse während der Pandemie.

VOLKSBLATT: Immer mehr Experten warnen vor einer weiteren Abkühlung der Wirtschaft. Wie stellt sich die Lage in Oberösterreich dar?

ACHLEITNER: Wir sind grundsätzlich sehr froh, dass wir durch drei Jahre Krise deutlich besser als andere Regionen durchgekommen sind. Wir haben Vollbeschäftigung mit mehr als 706.000 Menschen in Arbeit und allein beim AMS mehr als 30.000 offene Stellen. Wir sind also sehr robust durch die vergangenen Krisen gekommen und haben uns damit auch Wettbewerbsvorteile erarbeitet. Oberösterreich ist nun erstmals unter den Top 20 der EU-Industrieregionen. Nun muss man aber sehen wie es weitergeht. Ich glaube, dass wir diese Stärke, aus der wir kommen, als Rückenwind nehmen müssen.

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Die Herausforderungen sind mannigfaltig.

Es gibt viele Herausforderungen, die aber gleichzeitig auch Chancen sind. Wenn man da an die Transformation etwa im Energiebereich oder bei der Mobilität denkt. Was unsere Unternehmen hier an Chancen vorfinden mit ihren Innovationen, da können wir sicher punkten. Wir wollen aus Oberösterreich ja eine Future Mobility Region machen.

In Deutschland werden die anstehenden Änderungen sehr kontrovers diskutiert.

In Deutschland sieht man, dass Ideologien bei Transformationen ein schlechter Ratgeber sind. Technologieoffenheit muss die Grundlage bei den Veränderungen bleiben. Man kann nur hoffen, dass Deutschland wieder die Zugkraft bekommt, die sie als größte Volkswirtschaft in der EU hat. Das ist auch wichtig für Oberösterreich und Österreich.

In Oberösterreich fordern etwa die Grünen einen deutlichen Ausbau bei der Windenergie, wie gut ist OÖ für die Energiewende gerüstet?

Kein Bundesland ist bei Erneuerbarer Energie so weit wie Oberösterreich. Wir sind Nummer eins bei der Wasserkraft, der Sonnenenergie, der Biomasse und der Geothermie. Aber es gehört natürlich weiter investiert in den gesamten Mix, auch bei Wind. Überall wo Windräder genehmigungsfähig sind, wollen wir Windkraft nutzen. Bis 2030 soll die Energieleistung bei Wind im Land verfünffacht, die PV-Leistung verzehnfacht werden. Aber man muss realistisch bleiben, was wirklich möglich ist und den Menschen nicht Sand in die Augen streuen. Wir werden weiterhin auch Energie importieren müssen.

Die 30.000 offene Stellen wurden angesprochen, wie kann man diese schneller besetzen?

Der Arbeitskräftebedarf ist so hoch wie nie, daher müssen wir alle Potenziale nützen. Etwa müssen wir Anreize schaffen, damit Teilzeitarbeitende das Stundenausmaß erhöhen. Beim Arbeiten in der Pension sollen Steuerfreibeträge geschaffen werden. Dazu brauchen wir aber auch qualifizierten Zuzug von Arbeitskräften. Zudem setzen wir auf Automatisierung und Digitalisierung.

Eine 32-Stunden-Woche ist für Sie wohl kein Thema?

Solche Fantasien sind in Zeiten wie diesen völlig kontraproduktiv und realitätsfern.

Soll man während der Arbeitslosigkeit geringfügig dazu verdienen können?

Das kann maximal ein Einstiegsthema zu Beginn der Arbeitslosigkeit sein, aber kein Dauermodell. Wir müssen Leistung wieder positiv sehen, hier muss sich das Mindset in manchen Teilen der Bevölkerung wieder ändern.

Mittlerweile ist die Corona-Krise in vielen Köpfen schon verdrängt, sehen Sie in der Wirtschaft noch Nachwirkungen?

Corona war ein Einschnitt für die gesamte Menschheit, da waren noch nie gesehene Maßnahmen dabei. Man hat aber auch gemerkt, dass man durch Zusammenhalt, durch Zusammenspiel mit der öffentlichen Hand robust durch die Krise kommen kann. Aber es hat natürlich auch Lernprozesse gegeben, etwa bei den Lieferketten.

Mit Wirtschaftslandesrat MARKUS ACHLEITNER sprach Christoph Steiner

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