Liebherr stellt ersten Großradlader mit Wasserstoffmotor vor

CO2-neutrale Baumaschinen stellen Hersteller vor Herausforderungen

Nicht nur Pkw und Lkw müssen in Zukunft CO2-neutral werden, auch die Hersteller von Baumaschinen treiben aktuell den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen voran. Das Familienunternehmen Liebherr hat am Dienstag in seinem Werk in Bischofshofen (Pongau) den eigenen Angaben nach weltweit ersten Großradlader mit Wasserstoffmotor vorgestellt. Allgemein gestaltet sich die Suche nach Alternativen zum Diesel wegen der besonderen Anforderungen auf Baustellen aber nicht einfach.

„Für kleinere Fahrzeuge bis etwa 15 Tonnen sind in vielen Fällen batterieelektrische Lösungen geeignet“, erklärte Herbert Pfab, technischer Geschäftsführer des Liebherr-Werks in Bischofshofen. Bei schwereren Maschinen – die Rede ist hier von einem Einsatzgewicht von bis zu 40 Tonnen – sei jedoch der Wasserstoff-Hubkolbenmotor der idealere Antrieb. „Wir können bei großen Fahrzeugen Wasserstoff leichter speichern als Strom. Und Wasserstoff ist zwar teurer als Diesel, aber im Vergleich mit anderen emissionsfreien Antrieben erheblich günstiger.“

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Batterien seien groß, sehr schwer und um ein Vielfaches teurer. Zudem haben Akkus lange Ladezyklen – was sie angesichts des Zeitdrucks in der Baubranche oft unattraktiv macht. Dazu müssten fürs Aufladen auf vielen Baustellen erst Stromanschlüsse verlegt werden, was besonders bei „mobilen“ Infrastrukturprojekten etwa im Straßen- oder Eisenbahnbau aufwendig und teuer ist. Ein weiterer Vorteil von Wasserstoffverbrennungsmotoren: Sie haben einen hohen Wirkungsgrad und können in dasselbe Baufahrzeug eingebaut werden wie ein Dieselmotor. Getriebe, Kühlsystem und Hydraulik müssen de facto nicht verändert werden.

Auch der nun präsentierte Prototyp des Wasserstoff-Radladers basiert auf dem bereits bestehenden Modell „L 566“ – dem am verbreitetsten Großradlader von Liebherr, der wie alle Radlader des Konzerns in Bischofshofen entwickelt, produziert und vertrieben wird. „Wir haben nur die Karosserie verändern müssen, weil Wasserstofftanks größeren Platzbedarf haben.“ Das Fahrzeug wurde dadurch etwa um einen halben Meter länger.

Das erste Liebherr-Produkt mit dem alternativen Antrieb ist die Baumaschine nicht: 2022 präsentierte das Unternehmen bereits einen Wasserstoff-Kettenbagger. Die Motoren stammen von Liebherr selbst, werden in der Schweiz gefertigt und vermeiden die Emission von Treibhausgasen und Stickoxiden. „Ein großer Radlader braucht in der Stunde 16 bis 17 Liter Diesel, zusätzlich laufen große Baumaschinen am Tag viel länger als kleine. Da wird bei Dieselmotoren eine erhebliche Menge CO2 ausgestoßen“, so Pfab.

Bis der neue Wasserstoff-Radlader in Serie gehen wird, werden aber noch einige Jahre vergehen. Zunächst wird das Fahrzeug umfangreich erprobt. Zugleich ruhen auch andere Entwicklungen nicht. Denn Wasserstoff soll nicht nur Ersatzbrennstoff für Diesel bleiben: Liebherr arbeitet bereits am nächsten Schritt. „Wir sehen in der Verwendung von Wasserstoff-Verbrennern eher einen Übergang. Die endgültige Lösung wird die Brennstoffzelle werden, wo aus Wasserstoff Strom entsteht. Aber das wird im Baumaschinenbereich noch dauern.“ Große Schräglagen oder Verschmutzungen durch Staub würden derzeit noch eine Herausforderung darstellen.

Eine Frage ist auch die Versorgung mit Wasserstoff. Liebherr hat darum am Dienstag auch die erste Wasserstoff-Tankstelle im Bundesland Salzburg eingeweiht. Zugleich arbeitet der Konzern gemeinsam mit dem Unternehmen „Maximator Hydrogen“ daran, mobile Lösungen zu entwickeln, um Baumaschinen direkt auf Baustellen betanken zu können. Dies sei insbesondere für abgelegene Baustellen und wenig mobile Baumaschinen von großer Bedeutung.

Das 1949 in Deutschland gegründete Unternehmen Liebherr hat seinen Firmensitz in der Schweiz und zählt heute zu den größten Baumaschinenherstellern der Welt. Die Firmengruppe umfasst über 150 Gesellschaften auf allen Kontinenten. Im Jahr 2023 beschäftigte sie mehr als 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaftete einen konsolidierten Umsatz von über 14 Milliarden Euro.

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