Linz AG zapft in der Innenstadt den Gebäuden die Wärme ab

Unterirdischer Kältetunnel soll Klimageräte ersetzen — 95 Mio. Euro werden in vier Jahren investiert

Zeigen und erläutern, wie es im Inneren des Klimatunnels aussieht (v. r.): Generaldirektor Erich Haider, AR-Chef Bürgermeister Klaus Luger und Vorstandsdirektor Josef Siligan.
Zeigen und erläutern, wie es im Inneren des Klimatunnels aussieht (v. r.): Generaldirektor Erich Haider, AR-Chef Bürgermeister Klaus Luger und Vorstandsdirektor Josef Siligan. © Linz AG/fotokerschi

Zwar sind die technischen Herausforderungen nicht unbeträchtlich, doch grundsätzlich klingt es recht simpel, was die Linz AG in den nächsten vier Jahren umsetzen will — nämlich 28 Meter unter der Oberfläche einen Klimatunnel von der Industriezeile bis zum Volksgarten, über den insbesondere aus Bürogebäuden, aber etwa auch Krankenhäusern, die Wärme abgesaugt wird.

Linz solle „Fernkältehauptstadt“ werden, sagt Linz AG-Generaldirektor Erich Haider, dessen Unternehmen für die Umsetzung des österreichweit bislang einzigartigen Projektes bis 2028 rund 95 Millionen Euro in die Hand nimmt.

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Konkret wird 5 bis 7 Grad kaltes Wasser durch die Rohre in den Gebäuden gepumpt. Es erwärmt sich dabei auf 14 bis 15 Grad und läuft wieder in die Kältezentrale zurück. Dort wird es neuerlich abgekühlt und wieder durch die Häuser geleitet. Es handelt sich um ein geschlossenes System, damit gebe es keinen Eingriff in die Wasserökologie, betont die Linz AG.

Das Projekt besteht aus einer Fernkältezentrale beim Kraftwerk Linz-Mitte. Von dort wird das kalte Wasser über den Klimatunnel zwischen Prinz-Eugen-Straße und Volksgarten ins Stadtzentrum geführt. Von dieser Hauptversorgungsachse aus gibt es Übergabepunkte an die potenziellen Kundenanlagen.

Sowohl Haider als auch Bürgermeister Klaus Luger in seiner Funktion als Aufsichtsratschef der Linz AG sehen in dem Projekt einen Beitrag zu der bis 2040 angestrebten Klimaneutralität der Landeshauptstadt. Wobei es laut Luger nicht nur der Klimawandel sei, der den Bedarf nach Raumkälte steigen lasse, sondern auch die Digitalisierung. Mit dem Klimatunnel könne man „auf Sicht auch den Strombedarf senken“, so Luger, das Vorhaben sei „nachhaltig, innovativ und effizient“.

Das mit der Effizienz bezieht sich laut Vorstandsdirektor Josef Siligan zum einen darauf, dass in den Tunnel auch andere Leitungen — wie Strom- oder Glasfaserkabel — verlegt werden können.

Effizienz gebe es zum anderen auch beim Bau, weil für den Tunnel keine ganzen Straßenzüge aufgegraben werden müssen, vielmehr komme das Prinzip des „Micro-Tunneling“ zum Einsatz, sagt der Bürgermeister. Dieses ermögliche, den Tunnel über Schächte zu bauen, die Baustellenbelastung bleibe so geringer.

Von Markus Ebert

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