Inflation geht in Österreich nur leicht zurück

Die Preise steigen langsamer © APA/dpa/Patrick Pleul

Die Teuerung in Österreich ist zwar rückläufig – aber nicht in dem zuvor prognostizierten Ausmaß: Die Inflationsrate ist im Mai auf 3,4 Prozent gesunken, nach 3,5 Prozent im April, geht aus einer Mitteilung der Statistik Austria hervor. Im Euroraum legten die Preise laut EU-Statistikamt Eurostat auf 2,6 Prozent zu, nach 2,4 Prozent im April.

Damit entfernte man sich im Euroraum wieder von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) in Höhe von 2 Prozent. Dabei kommt für die EZB der Anstieg der Inflation ungelegen. Schließlich hat sie Anfang Juni erstmals nach fünf Jahren die Zinsen gesenkt.

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Zieht man die harmonisierten Verbraucherpreise heran, wies Österreich für Mai eine Teuerung von 3,3 Prozent auf. Deutschland kam auf 2,8 Prozent. Besondere Beachtung widmet die EZB der Kerninflation im Euroraum, da diese Trends widerspiegle. Und die Kerninflation ist von 2,7 Prozent im April auf nunmehr 2,9 Prozent gestiegen. Dabei werden die schwankungsanfälligen Preise für Energie (0,3 Prozent) und Lebensmittel sowie für Alkohol und Tabak (2,6 Prozent) ausgeklammert.

Dennoch äußerte sich EZB-Chefvolkswirt Philip Lane am Montag zuversichtlich, dass die EZB den Preisauftrieb in den Griff bekommen werde. Aber auch andere Währungshüter stimmten diesbezüglich zu.

Dass die gefühlte Inflation hierzulande nach wie vor höher ist als es die offiziellen Inflationszahlen zeigen, liegt eventuell am täglichen Einkauf der im Mai um 4,3 Prozent mehr kostete als vor einem Jahr. Der wöchentlichen Einkauf verteuerte sich sogar um 4,8 Prozent. Und für Zahnarztleistungen wurden sogar um 13 Prozent mehr verrechnet.

Aber nicht nur im Vergleich zum Mai 2023 zogen manche Preise deutlich an: Für Flugtickets mussten Passagiere heuer im Mai um 7,7 Prozent mehr bezahlen als im April. Städteflüge verteuerten sich im Monatsabstand gar um 22,4 Prozent.

Trotz der im Vergleich zum Euroraum höheren Inflation ist die Teuerung hierzulande auf Jahressicht in wesentlichen Bereichen zurückgegangen. „Vor allem beim Wohnen hat der Preisauftrieb deutlich nachgelassen“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. „Auch bei Lebensmitteln stiegen die Preise im Mai unterdurchschnittlich, in der Gastronomie hingegen mehr als doppelt so kräftig wie die allgemeine Inflation.“

So legten die Preise in Restaurants und Hotels innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 7,5 Prozent zu. Sie beeinflussten die Inflationsrate mit 0,99 Prozentpunkten und waren damit der größte Preistreiber. Bewirtungsdienstleistungen verteuerten sich um 7,6 Prozent, Beherbergungsdienstleistungen um 6,6 Prozent.

Für Wohnung, Wasser und Energie zahlten Konsumentinnen und Konsumentinnen und Konsumenten im Mai um 2,6 Prozent mehr. Im April hatte die Statistik Austria hier noch einen Anstieg um 3,3 Prozent verzeichnet. Wobei Mieten inklusive Neuvermietungen um 7,1 Prozent gestiegen sind. Haushaltsenergie verbilligte sich im Schnitt um 5,8 Prozent, wobei vor allem der Gaspreis mit minus 17 Prozent hervorstach. Aber auch für Fernwärme musste im Schnitt um 16,3 Prozent weniger gezahlt werden als ein Jahr zuvor. Die Preise für feste Brennstoffe gaben in ähnlicher Höhe nach, während für Heizöl um 8,5 Prozent mehr verlangt wurde.

Verschiedene Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt um 5,3 Prozent mehr: Während für Versicherungen um 7,3 Prozent mehr zu bezahlen war, stiegen die Kosten für Körperpflege um 3,4 Prozent.

Die Ausgaben für Verkehr verteuerten sich um 2,9 Prozent – allerdings kommt es hier sehr auf die Art der Fortbewegung an: Flugtickets verteuerten sich um 11,3 Prozent; für Reparaturen privater Verkehrsmittel mussten um 7,2 Prozent mehr einkalkuliert werden als vor einem Jahr. Die Preise für neue Fahrzeuge stiegen um 2,4 Prozent, während die Gebrauchtwagenpreise um 6,6 Prozent gesunken sind.

Für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke mussten Verbraucherinnen und Verbraucher um durchschnittlich 2,8 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr. Preistreibend waren hier alkoholfreie Getränke (+4,9 Prozent) wie etwa Limonaden (+4,5 Prozent).

Nahrungsmittel kosteten im Schnitt um 2,7 Prozent mehr. Für Gemüse zahlte man um 4,1 Prozent mehr, für Fleisch um 3,5 Prozent und für Brot und Getreideerzeugnisse um 3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Billiger wurden hingegen Obst (-2,7 Prozent) sowie Milch, Käse und Eier (-1 Prozent).

Da Österreich bei der Teuerung nach wie vor deutlich über jener des Euroraums liegt, gab es auch Kritik: „Die Teuerung in Österreich ist weiterhin höher als im Eurozonen-Schnitt – das ist ganz und gar kein Grund zum Feiern, sondern der eindeutige Beweis dafür, dass sie durch falsche politische Entscheidungen dieser schwarz-grünen Bundesregierung gemeinsam mit der rot-pinken Scheinopposition hausgemacht ist“, sagte FPÖ-Wirtschaftssprecher Axel Kassegger laut einer Aussendung. Er forderte unter anderem Maßnahmen wie das Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, Energie und Treibstoffe.

Die SPÖ argumentierte ähnlich: „Das Versagen der Regierung spiegelt sich in diesen Zahlen wider“, wurde SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter in einer Mitteilung zitiert. „Hauptfehler ist und bleibt, dass sich ÖVP und Grüne weigerten, auf die Vorschläge der SPÖ zu hören und in die Preise einzugreifen“, meinte Matznetter weiters.

Dem widersprach Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Mitteilung: „Dass Preiseingriffe in anderen Ländern nicht nachhaltig waren, zeigt sich an den teilweise gegenteiligen Trends“, so Kocher. „So ist nach der europäischen HVPI-Berechnung die Inflation in Spanien von 2,9 Prozent im Februar wieder auf geschätzt 3,8 Prozent im Mai gestiegen und in Belgien lag sie zuletzt nach wie vor bei 4,9 Prozent.“

Der Österreichische Haus- und Grundbesitzerbund (ÖHGB) sah sich durch die aktuellen Daten bestätigt, dass eine Leerstandsabgabe nicht zielführend sei. Wohnen sei nur für ein Siebentel der Inflation verantwortlich, erinnerte ÖHGB-Präsident Martin Prunbauer. Und in der Produktkategorie Wohnen, Wasser und Energie seien die Mietpreise gering gestiegen, so der ÖHGB-Präsident.

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