Mehrarbeit denkbar, aber es muss mehr im Geldtascherl bleiben

Spectra-Umfrage: Hälfte der Erwerbstätigen kann sich Mehrarbeit vorstellen – Ein Viertel der Teilzeitbeschäftigten würde Arbeitszeit sogar auf Vollzeit verdoppeln – Höheres Einkommen als Hauptmotivationsfaktor

41 Prozent der Oberösterreicher sagen, Freizeit ist wichtiger, als länger arbeiten zu gehen. 25 Prozent sagen, Vollzeit beziehungsweise mehr arbeiten zu gehen lohnt sich nicht.

Demgegenüber sagen aber auch 52 Prozent der Oberösterreicher, sie würden gerne länger arbeiten gehen. Auffällig ist hierbei die etwas höhere Bereitschaft unter Männern (55 Prozent) im Vergleich zu Frauen (49 Prozent).

Es waren diese Zahlen, die Spectra-Experte Stefan Duttenhöfer im Zuge einer Studie präsentierte. Das Meinungsforschungsinstitut hatte online und telefonisch im August 801 Oberösterreicher im Alter von 18 bis 69 Jahren repräsentativ im Auftrag der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) befragt und stellte die Studienergebnisse kürzlich bei der Veranstaltung „Industrie im Dialog“ in Linz vor.

Auch jüngere Erwerbstätige und Vollzeitbeschäftigte signalisieren eine größere Bereitschaft zur Mehrarbeit. 53 Prozent der Vollzeitkräfte sind bereit, ihre Arbeitszeit zu erhöhen, während dies bei den Teilzeitbeschäftigten auf 48 Prozent zutrifft.

Der Bausektor weist mit 66 Prozent die höchste Bereitschaft zur Mehrarbeit auf, wohingegen im Gesundheits- und Sozialwesen nur 41 Prozent der Beschäftigten eine Ausweitung ihrer Arbeitszeit in Erwägung ziehen.

Die stärkste Motivation für Mehrarbeit ist für 93 Prozent der Befragten ein höheres Einkommen. Diese Zahl verdeutlicht, dass finanzielle Anreize nach wie vor der entscheidende Faktor sind, wenn es um die Bereitschaft geht, mehr zu leisten.

Besonders die steuerlich begünstigte Auszahlung von Mehrarbeit wirkt anziehend. 86 Prozent der Befragten sehen darin einen entscheidenden Vorteil. Eine höhere Pension ist für 78 Prozent ein Motivationsfaktor.

Für mehr als die Hälfte (56 Prozent) wäre auch die Umwandlung der Mehrarbeit in Urlaubstage ein Beweggrund für Mehrarbeit. 53 Prozent nennen mehr Verantwortung in der Tätigkeit und 52 Prozent beruflichen Aufstieg als Motive.

Auf der anderen Seite zeigt die Umfrage vor allem zwei deutliche Barrieren auf: Fast die Hälfte (46 Prozent) derjenigen, die keine Mehrarbeit leisten möchten, gibt an, dass ihnen die Freizeit wichtiger ist als die Arbeit.

Als zweitwichtigster Grund wird „Mehrarbeit lohnt sich nicht“ genannt. Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten (elf Prozent) sowie Pflegeaufgaben (vier Prozent) sind weitere Gründe, die von Frauen (16 Prozent beziehungsweise sieben Prozent) erwartungsgemäß stärker betont werden.

Pensionsantrittsalter für viele ein Tabuthema

Eine „Heilige Kuh“ haben die Oberösterreicher übrigens auch: das Pensionsantrittsalter. Nur 34 Prozent nennen eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters als wichtigen Beitrag zur Sicherung des Sozialsystems, hier ist laut IV OÖ offensichtlich noch erhöhter Kommunikationsbedarf über die Auswirkungen gegeben.

Ein besonderes Augenmerk legen die Befragten auf die Pensionierungswelle der Babyboomer. 64 Prozent der Oberösterreicher erwarten sinkende Steuereinnahmen durch den Ruhestand der geburtenstarken Jahrgänge.

60 Prozent befürchten reduzierte Sozialleistungen und 58 Prozent gehen von einer steigenden Staatsverschuldung aus. Lediglich 32 Prozent sehen jedoch eine direkte Gefährdung von Arbeitsplätzen durch die Pensionierungswelle.

Die Ergebnisse der Umfrage machen auch klar, welche Faktoren aus Sicht der Oberösterreicher entscheidend sind, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region langfristig zu sichern. 92 Prozent der Befragten sehen verfügbare Arbeitskräfte als Schlüsselfaktor für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.

Dicht dahinter folgen Investitionen in Bildung und Forschung (91 Prozent), die als ebenso entscheidend bewertet werden. 88 Prozent der Befragten fordern eine hohe Produktivität sowie eine schlanke Verwaltung mit wenig Bürokratie.

„Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass eine signifikante Bereitschaft zur Mehrarbeit besteht, die durch steuerliche Anreize gefördert werden muss. Um Österreich wieder von der Freizeit- zur Leistungsgesellschaft zu machen, muss sich Mehrarbeit auch finanziell wieder viel stärker lohnen“, so IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch.

Eine steuerliche Begünstigung von Mehrarbeit sei unabdingbar, um Österreich wieder von der Freizeit- zur Leistungsgesellschaft zu machen. Das sagten bei der Veranstaltung auch Thomas Bründl, Vizepräsident der IV OÖ und CEO der starlim-sterner-Gruppe sowie Robert Zeilinger, Geschäftsführer SKF Österreich AG.

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