Mercedes-Benz treibt Umstieg auf Grünstrom voran

Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz will den Umstieg auf Grünstrom unter anderem durch einen Liefervertrag mit dem spanischen Energiekonzern Iberdrola beschleunigen. Die Unternehmen hätten eine Vereinbarung über eine Kapazität von 140 Megawatt Strom vom Offshore-Windpark „Windanker“ in der Ostsee abgeschlossen, erklärte Mercedes-Produktionschef Jörg Burzer in einem am Donnerstag veröffentlichten Reuters-Interview.

Der Konzern investiere dafür einen dreistelligen Millionenbetrag. Einschließlich des zugekauften und selbst erzeugten erneuerbaren Stroms könne der Autobauer Mitte des Jahrzehnts die Hälfte seines Bedarfs in Deutschland über klimaneutrale Energie abdecken.

Da Mercedes das Ziel, seine CO2-Emissionen bis Ende des Jahrzehnts um 50 Prozent zu senken, bereits erreicht habe, werde die Latte beim Klimaschutz höher gelegt: Bis 2030 sollen 80 Prozent weniger Treibhausgas je produziertem Fahrzeug als 2020 ausgestoßen werden, erklärte Burzer. Bis 2039 will das Unternehmen klimaneutral arbeiten.

Das Ziel, den Energiebedarf bis Ende des Jahrzehnts zu 70 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken, gelte weiter. Auf 100 Prozent klimafreundliche Energie zu kommen sei herausfordernd, ergänzte Burzer. Neben Sonne und Wind könne Wasserkraft hier eine Rolle spielen. „Da müssen wir uns überlegen, wie wir fossile Energieträger, zum Beispiel in der Gießerei, ersetzen können“, sagte der Manager. „Da gibt es noch auf technologischer Seite viel zu tun.“ Für eine klimafreundliche Logistik verlagere der Autobauer Transporte auf die Schiene. Für Frachtflüge wolle Mercedes nachhaltiges Flugbenzin (SAF) kaufen. Bei Schiffstransporten könnten Frachtsegler zum Einsatz kommen.

Der Autokonzern hat drei Hebel bei der Umstellung auf klimafreundliche Energieversorgung, wie Burzer erklärte: Bis 2025 solle auf den Dächern eigener Gebäude von Mercedes-Benz weltweit Photovoltaik installiert sein. Das bringe 140 Megawatt Strom. Grünstrom werde aus bestehenden Anlagen von Energieversorgern gekauft. Der Abschluss von Stromlieferverträgen (Purchase Power Agreements – PPA) mit Iberdrola und einem anderen Partner auf einem Mercedes-Testgelände in Papenburg bringen zusammen 260 Megawatt. Dafür werden eigene fossile Blockheizkraftwerke abgeschaltet oder neue Lackieranlagen mit Strom statt Gas betrieben. Die Investition belaufe sich allein für die neue Lackiererei im Werk Sindelfingen auf eine Milliarde Euro.

Mercedes wolle sich damit unabhängig von Gas machen, ergänzte Burzer. Der Verzicht auf Gas wurde durch die vom Ukraine-Krieg im vergangenen Jahr ausgelöste Energiekrise beschleunigt. Der Autobauer hätte den Gasverbrauch um die Hälfte senken können, musste dann aber nur 20 bis 30 Prozent einsparen, da der Winter milder war als erwartet. „Wir glauben, dass wir mit dem Einsparungspotenzial von 50 Prozent genügend Maßnahmen haben, um dazu beizutragen, dass wir gut durch den nächsten Winter kommen“, sagte Burzer.

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