„Mutwilliger Streik“ am Rücken hunderttausender Bahnkunden

50.000 Eisenbahner lassen 24 Stunden lang alle Züge still stehen

Die ÖBB haben ihre Kunden ersucht, nicht notwendige Reisen zu verschieben oder nach Alternativen zu suchen. Details zu den Einschränkungen, Verzögerungen und Ausfällen findet man auf oebb.at/streik, den ÖBB Social Meadia-Kanälen sowie in der Fahrplanausunft SCOTTY.
Die ÖBB haben ihre Kunden ersucht, nicht notwendige Reisen zu verschieben oder nach Alternativen zu suchen. Details zu den Einschränkungen, Verzögerungen und Ausfällen findet man auf oebb.at/streik, den ÖBB Social Meadia-Kanälen sowie in der Fahrplanausunft SCOTTY. © ÖBB

„Mir fehlt jedes Verständnis für diesen Streik“, dieser sei „ganz klar ein mutwilliger Streik der Gewerkschaft“. Wie ÖBB-Chef Andrä Matthä werden wohl hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher denken, die heute keine Bahnreisenden sein können, weil am Sonntag auch die fünfte Verhandlungsrunde zu einem neuen Bahn-Kollektivvertrag gescheitert ist.

Die Folge: Ein um Mitternacht begonnener 24-stündiger österreichweiter Warnstreik, zu dem die 50.000 Bediensteten in rund 60 Eisenbahnunternehmen von der Gewerkschaft vida aufgerufen wurden. Kommentar der mehrheitlich privaten Westbahn: Man sei „erschüttert, dass der Streik nicht vermieden wurde. Das Image des Schienenverkehrs wird dadurch nachhaltig Schaden nehmen“.

„Kunden in Geiselhaft“

Abseits der Gewerkschaftsvertreter hält sich das Verständnis für den Ausstand in Grenzen. Kein Wunder, stehen doch alle Regional-, Fern- und Nachtzüge sowie S-Bahnen still, unterwegs sind am Montag nur Busse und kommunale Verkehrsbetriebe. In Oberösterreich fällt der Zugverkehr auch auf den Linien von Stern & Hafferl, auf der Verbindung von Gmunden nach Lambach und der Linzer Lokalbahn aus.

„Dass die Gewerkschaft für ein durchschnittliches Lohn-Plus von 8,44 Prozent auf Kosten von Millionen Fahrgästen einen Streik vom Zaun bricht, ist verantwortungslos“, sie nehme „mit ihren unrealistischen Forderungen die gesamte Branche und ihre Kunden in Geiselhaft“, kommentierte Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber das Scheitern der sonntägigen Verhandlungsrunde. Man habe zuletzt ein Angebot auf den Tisch gelegt, „das höher ist, als sämtliche KV-Abschlüsse in diesem Jahr in allen anderen Branchen“, betonte der Arbeitgeber-Vertreter.

Die Gewerkschaft vida spielte den Ball zurück. Die Verantwortung „für diesen Warnstreik, für die Auswirkungen auf die Pendlerinnen und Pendler sowie für den wirtschaftlichen Schaden“ liege ausschließlich bei der Wirtschaftskammer. „Hätte sie sich in den letzten zwei Monaten bewegt und ernsthaft verhandelt, hätten wir schon lange einen Abschluss“, so vida-Chefverhandler Gerhard Tauchner. Eventuell wird am Dienstag wieder verhandelt.

„Grober Imageverlust“

Es werde am Montag „leider nur Verlierer geben“, sagte Verkehrs-Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) am Sonntag zum Streik. Aus seiner Sicht wird „ein grober Imageverlust in Kauf genommen“, sowohl die Fahrgäste als auch jene, die sich „mit viel Herzblut“ für die Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs engagiert haben, „werden bitter enttäuscht“, so der Landesrat, um für Infos auf www.ooevv.at zu verweisen.

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