Oberösterreicherinnen arbeiten überdurchschnittlich oft Teilzeit

Die oberösterreichischen Frauen arbeiten viel öfter in Teilzeit als in anderen Bundesländern. Eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) im Auftrag des Landes zeigt, dass die Kinderbetreuung das Hauptmotiv ist. Aber auch Work-Life-Balance spielt eine Rolle. 14 Prozent der Frauen wären sofort bereit, aufzustocken. Dieses Potenzial für den Arbeitsmarkt müsse man heben, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP), der auf Bewusstseinsbildung setzt.

Während bundesweit die Frauen-Teilzeitquote (Statistik Austria, 2021) bei 49,6 Prozent liegt, beträgt sie in Oberösterreich 56,8 Prozent. Das ist der höchste Wert im Ländervergleich. Umgekehrt arbeiten in Oberösterreich 9 Prozent der männlichen Beschäftigten Teilzeit, im Bundesschnitt hingegen 11,6 Prozent.

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Das IWI befragte im September und Oktober 300 Frauen in Teilzeit-Beschäftigungsverhältnissen, geschichtet nach sozialen Gruppen. 45 Prozent gaben an, dass die Kinderbetreuung der Hauptgrund ist, dass sie nicht Vollzeit arbeiten. „Weniger Stress und berufliche Belastung“ nannten 9 Prozent als wichtigstes Motiv, „bessere Work-Life-Balance“ 8 Prozent. 7 Prozent gaben gesundheitliche Gründe an. Der Mangel an Vollzeitjobs in der Branche oder in der Region waren mit je 2 Prozent deutlich weniger von Belang.

Im Schnitt werden derzeit 22,5 Stunden pro Woche gearbeitet. 13 Prozent der Befragten würden ihre Arbeitszeit gerne sofort, weitere 39 Prozent in den kommenden 5 Jahren aufstocken. Im Schnitt wollen sie ihr Pensum um 6,6 bis 7,8 Wochenstunden erhöhen, so IWI-Geschäftsführer Herwig Schneider. Er führt diese Wechselbereitschaft aber nicht primär auf die Teuerung zurück. Vielmehr würden für rund die Hälfte der Befragten im genannten Zeithorizont die für den geringeren Beschäftigungsumfang maßgeblichen Gründe wegfallen. Würden alle Frauen, die sofort aufstocken möchten, das auch tun, würde das rein theoretisch 3.700 Vollzeitäquivalente bringen, bei jenen, die in den kommenden 5 Jahren ihr Pensum erhöhen wollen, liegt das rechnerische Potenzial bei 12.000.

Die Nachteile der Teilzeit sind vielen Befragten klar: 68 Prozent nannten ein niedrigeres Einkommen, 64 Prozent geringere Pensionsansprüche, 28 Prozent weniger Aufstiegschancen. Achleitner will dennoch verstärkt bei der Bewusstseinsbildung ansetzen. So müsse man den Frauen u.a. aufzeigen, welche Auswirkungen die Teilzeitarbeit auf ihre künftigen Pensionsansprüche haben werde. Das Kinderbetreuungsangebot in Oberösterreich sieht er nicht als Grund: „83 Prozent der Kinder könnten bis 15 oder 16 Uhr betreut werden, aber nur 14 Prozent nutzen dieses Angebot“, rechnete er vor. Damit hält er eine Aufstockung in vielen Fällen für möglich.

SPÖ-Arbeitsmarktsprecher Hans-Karl Schaller sieht in Oberösterreich sehr wohl zu wenig Kinderbetreuungsangebote. Die Situation verschärfe den ohnehin in nahezu jeder Branche vorhandenen Fachkräftemangel. Er forderte von Achleitner, auch aus seinem Ressort „finanzielle Mittel für den raschen Ausbau von ganzjährigen, ganztägigen und kostenlosen Kinderbildungseinrichtungen in ganz Oberösterreich zur Verfügung zu stellen“.

Die Grüne Frauen- und Wirtschaftssprecherin Dagmar Engl sieht in der derzeitigen Kinderbetreuung im Bundesland „eher eine Blockade für die Vollzeitbeschäftigung von Frauen“ und erwartet „noch eine extrem lange Reise, bis die Kinderbetreuung auf dem Niveau ist, wo sie hingehört“. Sie betonte aber auch, dass sich vor allem die Rollenbilder ändern müssten. Bis dahin „bleiben viele Frauen in Nebenjobs kleben“.

Für NEOS-Landessprecher Felix Eypeltauer zeigt die Studie „gewaltige Potenziale“ auf. Daher müsse man alltagstaugliche Öffnungszeiten und Flexibilität in der Kinderbetreuung anbieten. „Wenn wir den Eltern im Land die Chance geben, so zu arbeiten, wie sie es wollen, lindern wir nicht nur den Arbeitskräftemangel, sondern entlasten auch unsere Familien“, so Eypeltauer.

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