OÖ will mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung

Aus Beteiligungsprozess sollen Handlungsempfehlungen entstehen

Sehen das wirtschaftlich starke OÖ auch in der sozialen Verantwortung: LH Thomas Stelzer (M.), WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und Sozial-LR Wolfgang Hattmannsdorfer.
Sehen das wirtschaftlich starke OÖ auch in der sozialen Verantwortung: LH Thomas Stelzer (M.), WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und Sozial-LR Wolfgang Hattmannsdorfer. © Land OÖ/Mayr

Das Land Oberösterreich und die Wirtschaftskammer OÖ starten eine gemeinsame Initiative, um für mehr Menschen mit Beeinträchtigung die Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Er merke bei Betriebsbesuchen eine „große Bereitschaft für dieses Thema“, so LH Thomas Stelzer über dieses „Vorhaben, bei dem es um das Miteinander geht“.

Und, so betont Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer: Menschen mit Beeinträchtigung müssen „auch in der Arbeitswelt einen Platz in der Mitte der Gesellschaft haben“. Zumal man spüre, „welchen Stellenwert Arbeit und Einkommen haben“, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer über ihre Erfahrungen mit beeinträchtigten Mitarbeitern.

Land als Dienstgeber

Bis Jahresende läuft dieser unlängst gestartete Beteiligungsprozess zur Weiterentwicklung der Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen am Arbeitsmarkt. Wobei laut LH Stelzer nicht ausgeschlossen ist, dass es auch rechtliche Änderungen brauche, diese Teilhabe verstärkt zu ermöglichen. Das Land jedenfalls habe als Dienstgeber „ausgezeichnete Erfahrungen“ mit Mitarbeitern mit Beeinträchtigung gemacht — 1025 seien es derzeit, jährlich werden 50 neu aufgenommen.

Chancen stehen gut

Die Chancen für Menschen mit Beeinträchtigung, auch am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, stehen sozusagen doppelt gut. Zum einen gibt es einen Arbeitskräftemangel, zum andern legen immer mehr Unternehmen Wert auf eine sogenannte Corporate Social Responsibility, also eine unternehmerische Sozialverantwortung.

Laut Präsidentin Hummer sind in Oberösterreich 9000 Personen ohne Arbeit — das ist ein Drittel aller Arbeitslosen — von gesundheitlichen Vermittlungsbeschränkungen betroffen. Fast 12.500 Personen wiederum erfahren Unterstützung durch das Chancengleichheitsgesetz, weitere 21.500 gelten als „Begünstigte Behinderte“, das heißt, sie haben eine um mindestens 50 Prozent geminderte Erwerbsfähigkeit.

Nach einem Auftakt vor zwei Wochen bei Fronius International sollen die Ergebnisse in weiteren regionalen Veranstaltungen verdichtet werden. Im Herbst soll eine Expertengruppe daraus Handlungsempfehlungen erarbeiten. Es geht um individuell abgestimmte Beratung, Begleitung und Unterstützung.

Sorgen widerlegt

Zur Vorbereitung der Initiative wurde eine Studie gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität bei 128 oberösterreichischen Personalverantwortlichen durchgeführt. Dabei wurden Sorgen geäußert, unter anderem was die Produktivität von Menschen mit Beeinträchtigung betrifft. Positivere Beurteilungen gab es hingegen bei Unternehmen, die schon Beeinträchtigte eingestellt haben.

Zusätzlich wurden auch — von einer anderen Organisation — Klienten befragt: Sie trauen sich den Wechsel in einen Betrieb oft nicht zu und haben Sorge, den Platz in einer geschützten Werkstätte zu verlieren, falls die Tätigkeit in einer integrativen Beschäftigung oder am 1. Arbeitsmarkt nicht gelingt. Aber jene, denen der Wechsel schon gelungen ist, sehen nur Vorteile, sind mit der neuen Tätigkeit zufriedener, selbstbewusster und fühlen sich unabhängiger.

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