Pepco hat in Österreich Insolvenzantrag eingebracht

Polnischer Diskontriese Pepco zieht sich aus Österreich zurück © APA/MAX SLOVENCIK

Der polnische Diskontriese Pepco, der in Österreich mit 73 Filialen und rund 680 Beschäftigten vertreten ist, hat am Dienstag beim Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag eingebracht. Die Passiva liegen im hohen zweistelligen Millionenbereich, den Liquidationswert beziffern AKV und Creditreform auf gut 11,6 Mio. Euro. Betroffen sind laut Kreditschützern mehr als 300 Gläubiger, wie sie am Dienstagnachmittag mitteilten.

Nach Angaben des AKV belaufen sich die geschätzten Verbindlichkeiten auf 72,1 Mio. Euro, wobei sich ein Gros davon (65,8 Mio.) gegen verbundene Unternehmen richte. Es werde daher zu prüfen sein, ob die konzerninternen Verbindlichkeiten – Lieferverbindlichkeiten von 44,2 Mio. und gewährte Darlehen von 21 Mio. – als Eigenkapital zu werten sind. Der KSV1870 setzt die Verbindlichkeiten mit rund 53,5 Mio. Euro etwas niedriger an. Die rund 300 Gläubiger können ihre Forderungen bis 23. April anmelden.

Die Geschäfte würden bis auf weiteres noch geöffnet bleiben, das Unternehmen werde sich aber aus Österreich zurückziehen, gab die Pepco Group zuvor bekannt. Pepco Österreich habe trotz verschiedener Initiativen und struktureller Veränderungen Verluste erwirtschaftet.

„Das dauerhaft zurückhaltende und schwierige Konsumverhalten in Österreich, die überdurchschnittliche Inflation, die hohen Betriebskosten und der generell negative gesamtwirtschaftliche Ausblick haben die Ergebnisse von Pepco Österreich stark negativ beeinflusst“, heißt es in der Firmenmitteilung. Von der Insolvenz sind rund 680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Die Lebensmittelhändler Lidl und Rewe (Billa, Billa Plus, Bipa, Penny) suchen österreichweit Personal und haben Interesse an den Pepco-Beschäftigten bekundet.

Pepco war erst vor zweieinhalb Jahren in Österreich eingestiegen, damals wurde das Gros der Geschäfte der Schuhhandelskette CCC übernommen. Das Unternehmen bietet unter anderem Bekleidung, Spielzeug, Haushaltswaren und Möbel zu Niedrigpreisen an.

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Das Unternehmen mit Hauptsitz in der Stadt Posen beschäftigt derzeit über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 19 europäischen Ländern und verfügt über ein Netz von mehr als 3.600 Geschäften. International hat die Pepco Group im Geschäftsjahr 2022/2023 Umsatzrekorde verbucht. Der Absatz stieg infolge zahlreicher Neueröffnungen um mehr als 17 Prozent auf 5,65 Mrd. Euro. Der Nettogewinn sank hingegen um 41 Prozent auf 102 Mio. Euro.

Die Einzelhandelskette will sich eigenen Angaben zufolge nach dem Rückzug aus Österreich auf die Märkte konzentrieren, in denen die Gruppe die besten Wachstumschancen sieht.

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