Porr 2022 mit massivem Gewinnplus

Der Baukonzern Porr hat 2022 unter dem Strich deutlich mehr verdient als im Jahr davor. Der Gewinn erhöhte sich trotz der um rund 15 Prozent teureren Baumaterialien um gut ein Drittel auf 82,6 Mio. Euro, wie die Firma am Donnerstag bekanntgab. „Die nächsten fünf, sechs Jahre brauchen wir uns ums Baugeschäft keine Sorgen machen – da passiert wahnsinnig viel“, so CEO Karl-Heinz Strauss optimistisch. Der Wohnbau werde allerdings bis zum Sommer „eine gewaltige Delle erleben“.

Bei der Porr selbst seien im abgelaufenen Geschäftsjahr nur etwa 10 Prozent der Bauleistung auf den Wohnbau entfallen, erklärte Finanzvorstand Klemens Eiter in der Bilanzpressekonferenz. „Wenn die Zinsen nach unten gehen, wird sich auch die Stimmung wieder drehen“, erwartet der CFO.

Der Baukonzern wachse vor allem in den Bereichen Infrastruktur und im Industriebau, sagte der Manager und verwies etwa auf „die notwendigen Investitionen in die Energietransformation“. Die Porr baut beispielsweise LNG-Terminals und Pipelines. „Wir erleben in manchen Sparten einen regelrechten Boom – Datencenter wachsen wie Schwammerln aus dem Boden“, so der Finanzchef.

Neben Digitalisierung sind laut Strauss auch Dekarbonisierung, Deglobalisierung und Demographie die großen Megatrends. „Sie werden heute kein großes Industrieprojekt bekommen, wenn Sie nicht nachhaltig bauen“, betonte der Konzernchef. Klimafreundlichkeit sei ein zwingender Punkt.

„Die Energie muss aber auch sicher, bezahlbar und leistbar sein – das bedarf Übergangszeiten“, strich der Porr-Chef hervor. „Das wird nicht von heute auf morgen gehen.“ Es gebe keinen Industriestaat, der weniger als 60 Prozent aus fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle beziehe. Sein Appell an die Politik: „Lasst die Wirtschaft machen, schafft die Anreize dafür.“

Insgesamt wuchs die Produktionsleistung der Porr 2022 um rund 9 Prozent auf 6,2 Mrd. Euro. Das Gros davon entfiel mit einem Anteil von 46 Prozent auf Bauprojekte in Österreich. Die wichtigsten „Heimmärkte“ Österreich, Deutschland Polen steuerten gemeinsam etwa 70 Prozent zur Leistung bei.

„Die europäische Bauwirtschaft hat zunächst schwungvoll begonnen und wurde dann durch den Ukraine-Konflikt und die steigenden Material- und Energiepreise erneut vor Herausforderungen gestellt“, fasste Strauss die Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr zusammen.

Dennoch habe die Porr in fast allen wesentlichen Bereichen zugelegt. Der Auftragseingang erhöhte sich um etwa 4 Prozent auf 6,7 Mrd. Euro. Der Auftragsbestand erhöht sich um rund 6 Prozent auf 8,2 Mrd. Euro. Neben Hochbau, Tiefbau und Infrastrukturbau seien auch verstärkt Projekte aus der Umwelttechnik gefragt gewesen, so etwa der österreichische Bahnbau mit der Einheit Feste Fahrbahn und Großprojekte in Rumänien.

Im Industriebau wurde der Konzern beispielsweise mit dem Rück-und Neubau von Gebäuden im Werk der BMW Group in München, zwei neuen Datenzentren in Berlin und Jawczyce (Polen) sowie der neuen Firmenzentrale des polnischen Stromnetzbetreibers PSE betraut.

Der Beschäftigtenstand des Baukonzerns blieb im abgelaufenen Geschäftsjahr mit international durchschnittlich 20.232 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stabil (plus 0,3 Prozent). Die Personalkosten stiegen laut Finanzchef um 5,8 Prozent.

„Das Personal ist der Schlüssel der Zukunft – und das wird immer weniger“, betonte Strauss. „Wir haben 1.000 Stellen bei der Porr offen – davon etwa 450 bis 480 in Österreich“, sagte der CEO zur APA. Den Rekordauftragsbestand könne der Baukonzern dennoch „ohne zusätzliche Leute“ abarbeiten. Seit 2020 habe die Porr eine strikte Politik – Aufträge werden nur bei dafür ausreichend vorhandenem Personal sowie bei Marktkenntnis angenommen.

Angesichts der vollen Auftragsbücher blickt das Management zuversichtlich in die Zukunft. „2023 verspricht noch besser zu werden als 2022“, sagte Strauss. Die Produktionsleistung werde „mindestens auf dem Niveau von 2022“ sein, „die Erträge werden weiter ansteigen“. „Wir müssen den Weg, den wir eingeschlagen haben, einfach konsequent weitergehen“, so der CEO. Für 2022 soll die Dividende um 20 Prozent auf 60 Cent je Aktie angehoben werden.

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