„Qualitätsstrategie unter Druck“

Milchbauern wehren sich gegen Lebensmittel-Inflationsdebatte

Mit rund 171.000 Milchkühen ist man laut Landwirtschaftskammer in OÖ „am Plafond“, was den Tierbestand betrifft. Und: OÖ sei bei der Milchprodution in einer „Gunstlage“.
Mit rund 171.000 Milchkühen ist man laut Landwirtschaftskammer in OÖ „am Plafond“, was den Tierbestand betrifft. Und: OÖ sei bei der Milchprodution in einer „Gunstlage“. © LK

So schmackhaft heimische Milch und Milchprodukte sind, so wenig schmeckt der Landwirtschaftskammer-Spitze die — nicht zuletzt im Hinblick auf Milcherzeugnisse geführte — Debatte über die Lebensmittelpreise als Inflationstreiber.

„Dass die Diskussion, ob wir uns das Leben noch leisten können, auf dem Rücken der Lebensmittel ausgetragen wird, ärgert uns“, sagt etwa der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Franz Waldenberger.

Er und Kammerdirektor Karl Dietachmair rechnen vor, dass die Lebensmittel-Inflation in Österreich unter dem EU-Schnitt liege, die Gesamt-Inflation aber darüber. Für sie ist die Preisdebatte über die Lebensmittel gefährlich, denn damit komme „die von der heimischen Landwirtschaft seit Jahren konsequent eingeschlagenen Qualitätsstrategie enorm unter Druck“, konstatiert Dietachmair.

Greifen etwa die Konsumenten bei Milch und Milchprodukten verstärkt auf Handelsmarken zurück, dann werde der „Rohstoff austauschbar“, warnt Waldenberger.

Das wiederum bringe die „gesamte Wertschöpfungskette in der Lebensmittelproduktion unter Druck“, ergänzt Dietachmair — und verweist darauf, dass jeder sechste Arbeitsplatz in Oberösterreich an der Lebensmittelproduktion hänge.

„Platz für Fakten“

Die Milchbauern — knapp 6000 gibt es in Oberösterreich, mit einem Bestand von 171.000 Milchkühen — sehen die Bauernvertreter im Vorfeld des Weltmilchtages am 1. Juni jedenfalls ziemlich unter Druck. Seit Jahresbeginn sei der Preis für Qualitätsmilch um zehn Prozent auf 48 bis 50 Cent je Liter gesunken, im Gegenzug gebe es inflationsbedingt massive Kostensteigerungen sowie Preissteigerungen bei Investitionen und Betriebsmitteln.

Es ist aber nicht nur der wirtschaftliche Druck, der den Milchbauern zu schaffen macht. „In der öffentlichen Diskussion muss wieder mehr Platz für Fakten geschaffen werden“, fordert Präsident Waldenberger mit Verweis auf die oft als „Umweltbelaster“ diskreditierten Nutztiere.

Und er rechnet vor, dass man mit einem Pro-Kopf-Milchverbrauch von 462 Kilo auch 462 Kilo CO2 im Jahr produziere — ein Pkw aber im Jahr auf 1950 Kilo komme und eine Flugreise nach Mallorca je Person für 553 Kilo CO2 verantwortlich sei. Daher, so der Präsident: „Die österreichische Milchproduktion ist sehr klima- und umwelteffizient, heimische Milchprodukte können daher mit reinem Gewissen und Genuss konsumiert werden“.

Das könnte Sie auch interessieren