Meinung

von Markus Ebert

Rollt den Leistungsbereiten den rot-weiß-roten Teppich aus!

Kommentar über die Position Österreichs als international sehr beliebter Arbeitsstandort

Wie sehr Selbstbild und Fremdbild voneinander abweichen können, zeigt sich an der nun veröffentlichten, weltweit durchgeführten Studie der Boston Consulting Group, derzufolge Österreich unter 185 Ländern auf Platz elf der beliebtesten Arbeitstandorte liegt — um vier Plätze besser als vor vier Jahren. Soweit der erfreuliche Fremdbefund.

Nimmt man freilich das für die Bewertung Österreichs als Maßstab, was im angelaufenen Schlammschlacht-Wahlkampf die Oppositionsparteien den Regierungsparteien an vermeintlichen Versäumnissen um die Ohren fetzen, dann grundelt Österreich irgendwo als Beinahe-Entwicklungsland dahin. Kinder sind am Verhungern während die Superreichen den Hals nicht voll bekommen, Arbeitnehmer werden ausgebeutet, die Kinderbetreuung ist unter dem Hund, Frauen werden nicht vor Bluttaten geschützt, Lebensmittel sind so teuer geworden, dass sich der dritte Urlaub auf Malle nicht mehr ausgeht und so weiter und so fort…

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Würde Österreich tatsächlich so schlecht dastehen, wie es von den hiesigen Misanthropen schlecht geredet wird, dann käme im Ausland kein vernünftiger Mensch auf die Idee, hierher zu kommen. Doch internationale Jobsuchende tun es, weil in Österreich die Lebensqualität hoch und die Qualität der Arbeitsmöglichkeiten sehr gefragt ist.

Dass man Menschen, die so denken, angesichts unseres Fachkräftemangels den roten Teppich ausrollen müsste, versteht sich von selbst. Und so gilt es auch schleunigst, die genannten Schwachstellen — Visaerteilung, Arbeitserlaubnis — abzustellen. Das würde sich auf alle Fälle wesentlich schneller erledigen lassen als die mühsame Arbeitsplatzintegration von Asylwerbern, deren Alphabetisierung bei der Stunde Null beginnen muss und die daher nur sehr rudimentär und sehr mittelfristig ein Gewinn für den Arbeitsmarkt sind, dafür aber eine jahrelange finanzielle Belastung für das Sozialsystem.

Österreich muss seinen guten Ruf dort werbend einsetzen, wo tatsächliches Potential für den Arbeitsmarkt vorhanden ist. Kommen mehr Leistungsbereite und Tüchtige ins Land, dann bedeutet das sowohl eine neue Dynamik für den Wirtschaftsstandort als auch einen gesellschaftlichen Gewinn. Österreich habe mit seiner Lebensqualität im globalen Wettbewerb einen Trumpf in der Hand, heißt es bei Boston Consulting.

Es wäre schade, diesen Trumpf leichtfertig aus der Hand zu geben.

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