Spanien vor milliardenschwerer Bankenfusion

In Spanien bahnt sich eine milliardenschwere Bankenfusion an. BBVA als zweitgrößtes Finanzhaus des Landes gab am Donnerstag ein feindliches Übernahmeangebot für die Großbank Banco Sabadell in Höhe von 12,23 Milliarden Euro ab. BBVA möchte einen Bankriesen mit mehr als 100 Millionen Kunden weltweit und einem Gesamtvermögen von über einer Billion Euro schaffen. Nur der langjährige Rivale Santander wäre in Spanien noch größer.

Der überraschende Schritt trifft allerdings auf Widerstand in der Regierung. Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo sagte, seine Regierung lehne das feindliche Übernahmeangebot ab. Der Grund: Es schade womöglich dem heimischen Finanzsystem und haben negative Folge für Arbeitsplätze und Kunden. Nach spanischem Recht hat das Wirtschaftsministerium die Befugnis, jede Fusion oder Übernahme einer Bank zu blockieren. Feindliche Übernahmen kommen im europäischen Bankensektor selten vor.

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„Wir unterbreiten den Aktionären der Banco Sabadell ein außerordentlich attraktives Angebot“, sagte BBVA-Chef Carlos Torres Vila. Er sei zuversichtlich, dass die Regierung den Wert des vorgeschlagenen Geschäfts erkennen werde, „wenn sich der Staub der jüngsten Ereignisse gelegt hat“. Er räumte ein, dass die bevorstehenden Wahlen am Sonntag in Katalonien – der Region, in der Sabadell seinen Hauptsitz hat und die am stärksten betroffen sein dürfte – für „eine etwas angespannte Atmosphäre“ sorgten. Die Aktien von BBVA fielen nach Bekanntgabe der Kaufabsicht um 6,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit Anfang März. Die Sabadell-Aktien stiegen hingegen um vier Prozent.

Das in Bilbao ansässige Geldhaus wandte sich direkt an die Sabadell-Aktionäre, nachdem die kleinere Rivalin ihre Kaufofferte abgelehnt hatte. BBVAs Angebot bewertet sie mit einem Aufschlag von 30 Prozent auf den Aktienkurs von Anfang vergangener Woche. Sabadell sieht die Offerte als zu niedrig an. „Es kommt jetzt darauf an, dass beide Banken verhandeln, sich auf einen Preis einigen und auf eine feindliche Übernahme verzichten, denn unserer Ansicht nach könnte diese für beide Banken einen Verlust darstellen“, schrieben die Experten der Investmentbank Alantra.

Es ist der zweite Versuch einer Fusion zwischen BBVA und Sabadell. Die Banken brachen im November 2020 Gespräche ab, nachdem sie sich nicht auf die Bedingungen einigen konnten. Derzeit gibt es in Spanien zehn Institute – vor der globalen Finanzkrise 2008 waren es noch 55.

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