Sparzinsen – Kunden bei Anbieter-Wechsel sehr träge

Experte: Attraktive Sparzins-Angebote auch in Österreich © APA/dpa/Oliver Berg

In den vergangenen Wochen wurde in Österreich viel über zu geringe Sparzinsen – vor allem für täglich fällige Einlagen – diskutiert und den Banken vorgeworfen, sich zu wenig rasch den steigenden Leitzinsen anzupassen. Nun scheint der Wettbewerb langsam in Schwung zu kommen, wie auch die Arbeiterkammer in ihrem jüngsten Sparzinsenvergleich festgestellt hat. Die Experten vom Bankberatungsinstitut zeb sehen aber auch die Kunden in der Pflicht. Der Markt sei generell intakt.

„Die Kunden sind sehr träge in dem Sektor“, sagte Peter Klenk vom zeb-Institut in München zur APA. Laut einer Umfrage von heuer würden zwei Drittel der Bankkunden nicht planen, ihr Geld umzuschichten, auch wenn es zwischen einzelnen Anbietern von Sparprodukten eine Zinsdifferenz von bis zu drei Prozent gebe. „Solange Kunden das mit sich machen lassen, ist das eben das, was den Markt bestimmt,“ so Klenk.

Dass es eine Schere zwischen Kredit- und Sparzinsen gebe, sei normal, der Wettbewerb bei den Sparzinsen werde aber von Monat zu Monat mehr. Das treffe besonders auf Deutschland zu, wo vor allem Direktbanken wie die niederländische ING-Diba den Markt beleben, „aber auch in Österreich gibt es attraktive Angebote“, sagte Klenk. „Wenn man sich etwas Zeit nimmt und schaut, muss man sich nicht mit 0,5 Prozent bei XY zufriedengeben“, so der zeb-Experte. Für täglich fällige Einlagen sind in Österreich laut Arbeiterkammer bis zu zwei Prozent pro Jahr an Zinsen möglich. Allerdings gelten Angebote oft nur für eine begrenzte Laufzeit oder erfordern einen Mindest-Einlagebetrag.

Ein Marktversagen sieht Klenk jedenfalls nicht. „Der Markt ist inakt“, so der Experte. Mitberücksichtigen müsse man, dass für gebundene Spareinlagen noch einmal bessere Konditionen möglich seien als für täglich fällige Einlagen, ergänzte Michaela Schneider vom zeb Österreich.

Die hohe Inflation können die aktuellen Zinsangebote für Spareinlagen nicht abdecken. Dennoch empfehlen die zeb-Experten Bankkunden, sich das derzeit hohe Zinsniveau mit langlaufenden Angeboten zu sichern. „Denn die Zinsen werden auch wieder fallen“, und mit dem Zinsniveau würden auch die Angebote wieder weniger attraktiv. Auch die Inflation werde wieder zurückgehen, und wer dann längerfristig hohe Sparzinsen eingeloggt habe, könne profitieren.

Die Motivation vieler Menschen, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen – sei es rund um Sparzinsen oder um Wohnkredite – sei aber nach wie vor sehr begrenzt. Abhilfe könnte hierbei eine intensivere Finanzbildung schaffen, so Schneider. Von einer strengeren Regulierung und weiteren Verpflichtungen bei der Kreditberatung hält sie dagegen nur wenig. Es müsse möglich sein, den Kunden eine gewisse Mündigkeit abzuverlangen. Die Beratung sei zudem bereits sehr stark reguliert, sagte Klenk.

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