Stärken stärken, immer lernen

AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt: „Arbeit per se ist für die Menschen gesund“

„Bildung ist die beste Möglichkeit, um sich gegen Arbeitslosigkeit zu wappnen“, sagt AMS-Chefin Iris Schmidt.
„Bildung ist die beste Möglichkeit, um sich gegen Arbeitslosigkeit zu wappnen“, sagt AMS-Chefin Iris Schmidt. © Koch

Seit Anfang Mai ist Iris Schmidt Geschäftsführerin des Arbeitsmarktservice (AMS) Oberösterreich, das laut ihren Worten vor großen Herausforderungen steht, da sich der Arbeitsmarkt momentan stark wandelt.

Woran erkennt man die Handschrift der neuen AMS-Landesgeschäftsführerin?

IRIS SCHMIDT: Ich denke, die ist im Arbeitsprogramm 2023 bereits erkennbar, weil mein Vorgänger Gerhard Straßer und ich als seine damalige Stellvertreterin das gemeinsam erarbeitet haben. Mir ist es aber jedenfalls wichtig, dass das AMS sich in der Reaktionsgeschwindigkeit der Wirtschaft anpasst.

War die Reaktionsgeschwindigkeit nicht ausreichend hoch?

Sie war schon hoch, aber wegen Corona hatten wir einen relativ hohen Sockel an Arbeitslosen und da ging es in der Arbeit vor allem um Quantität – also möglichst viele arbeitssuchende Menschen zu vermitteln. Da war es vielleicht so, dass nicht immer komplett passgenau vermittelt werden konnte. Mein Ziel ist es, in hoher Qualität schnell die richtigen Personen den Unternehmen zu vermitteln.

Sie sprechen davon, dass man in der Arbeitswelt zu Kompetenzorientierungen kommen muss. Was ist darunter zu verstehen?

Am Beispiel der Lagerlogistik kann man erkennen, wie schnell sich die Arbeitswelt weiterentwickelt hat. In einem Unternehmen reicht sozusagen das Fahren mit dem Hubstapler, um den Job zu erledigen. In einem anderen Unternehmen gibt es bereits Unterstützung von Software und die Mitarbeiter arbeiten dort mit Tablets. Formal ist das derselbe Job, aber es geht dann doch letztendlich um unterschiedliche Anforderungen, obwohl die Berufsbezeichnung nach wie vor „Lagerlogistik“ lautet.

Berufsbegleitendes Lernen wird wichtiger denn je.

So ist es. Die Rahmenbedingungen müssten dafür aber noch verbessert werden. Da gibt es noch immer zu viele Angebote, die rein nach dem Schulsystem aufgebaut sind und es noch zu wenige, modulartige Weiterbildungen.

Hat die Begrifflichkeit, dass Arbeit eine Last oder ein notwendiges Übel ist, zugenommen?

Ja, da ist ein Wandel feststellbar. Allerdings ist es ein wichtiger Bestandteil, wenn aufgezeigt wird, wenn wo die Arbeitsbedingungen nicht passen. Das Positive aus der Arbeit – egal in welcher Branche – wird viel zu wenig kommuniziert. Da geht es um das Sinnstiftende, da geht es darum Stärke daraus zu gewinnen. Arbeit gehört zum Menschen dazu, das hat die Evolution mit sich gebracht. Und Arbeit per se ist für die Menschen gesund und gescheit. Wir sehen das in vielen Fällen bei Menschen, die lange arbeitslos sind. Das hat oft schlimme Auswirkungen auf deren Gesundheit – physisch und psychisch.

Wie stellt sich die Arbeitsmarktsituation für Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften dar?

Das ist in Summe nicht leicht und es gibt querbeet eine mehr oder minder verzweifelte Suche nach Fachkräften. Von manchen Branchen weiß man das, aber auch dort gibt es Betriebe, die es immer wieder schaffen, das gut zu meistern. Das gelingt, indem die Mitarbeiter wertgeschätzt werden.

Wie teilen sich die Serviceleistungen des AMS für Arbeitssuchende und Unternehmen auf?

Wir merken, dass unsere Serviceleistungen für Unternehmen zugelegt haben. Dort ist der Bedarf aufgrund der Rahmenbedingungen gestiegen.

Und wie entwickelt sich heuer noch der Arbeitsmarkt in Oberösterreich?

Er wird bis Sommer stabil bleiben; darüber hinaus muss man erst abwarten.

Mit AMS-Geschäftsführerin IRIS SCHMIDT sprach Oliver Koch

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