„Steyr steht für Kompetenz“

Neo-BMW-Werksleiter Klaus von Moltke richtet Standort konsequent in Richtung E-Mobilität aus

Klaus von Moltke leitet das BMW-Werk in Steyr seit November 2022.
Klaus von Moltke leitet das BMW-Werk in Steyr seit November 2022. © BMW

Als eine seiner wichtigsten Aufgaben bezeichnet Klaus von Moltke, neuer Werksleiter bei BMW in Steyr, den Transformationsprozess in Richtung E-Mobilität. Aber: Der Konzern bleibt technologieoffen, wie er im Interview erklärt.

VOLKSBLATT: Wie war Ihre Einarbeitungsphase, wie sind Sie von der Belegschaft aufgenommen worden?

KLAUS VON MOLTKE: Mittlerweile bin ich drei Monate am Standort und es war eine sehr angenehme Einarbeitungsphase für mich. Ich bin sowohl von der Belegschaft als auch von der Stadt und den Stakeholdern bestens aufgenommen worden und fühle mich hier sehr wohl.

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Was macht den Standort Steyr in Ihren Augen so besonders?

Die Vernetzung innerhalb der Bereiche und die Kompetenz der Mitarbeiter. Zudem gibt es sehr starke Erfahrungsträger, weshalb man als Geschäftsführer nicht komplett in die Tiefe des Tagesgeschäfts eingehen muss, sondern sich auf die Weiterentwicklung des Standorts konzentrieren kann. Innerhalb der BMW-Gruppe steht Steyr auch für Kompetenz. Was mir wichtig ist: Steyr soll ab 2025 der erste Standort innerhalb des Konzerns sein, der CO2-neutral Energie bezieht. Dem Thema Nachhaltigkeit kommt gerade in Steyr ein hoher Stellenwert zu.

Nachhaltigkeit als Schlagwort könnte auch negativ als sogenanntes Greenwashing ausgelegt werden.

Das glaube ich nicht. Und es ist auch unsere Aufgabe, das klarzustellen, dass wir es ernst meinen mit der Nachhaltigkeit. Das tun wir ja schließlich auch, wir haben mit der Stadt Steyr vereinbart, auf Biomasse bei der Energiezufuhr umzustellen.

Auch in Steyr läuft derzeit der Transformationsprozess in Richtung E-Mobilität. Können Sie das konkretisieren?

Ab 2025 steigt BMW am Standort in die Fertigung von E-Maschinen ein. Ab dann werden 600.000 E-Maschinen pro Jahr von den Bändern laufen. Aktuell werden die dafür benötigten Gebäude errichtet. Die werden dann an die Spezialisten übergeben, die in der Folge 300 Maschinen und Anlagen zur Fertigung installieren werden. Das erfolgt bis Mitte des nächsten Jahres. Die ersten Prototypen werden dann 2024 vom Band laufen. Parallel dazu läuft auch der Prozess der Umschulung der Mitarbeiter. Da haben wir bereits den Prozess gestartet und machen das mit individuellen Ausbildungsplänen für unsere Mitarbeiter.

Das heißt, dass im Zuge dessen aber keine neuen Mitarbeiter eingestellt oder abgebaut werden?

Genau. Wir haben 4400 Mitarbeiter in Steyr und das wird auf Sicht so bleiben. Mir geht es ja darum, dass der Standort bis 2030 und auch darüber hinaus konzernintern abgesichert ist, deshalb auch dieser Transformationsprozess. Wir beschäftigen 700 Personen in Forschung und Entwicklung. Davon beschäftigt sich aktuell ein Drittel mit E-Mobilität. Dieser Anteil wird aber auf 90 Prozent anwachsen. Mittelfristig wird in der Produktion gut die Hälfte der Belegschaft im Bereich der Elektromobilität tätig sein.

Das bedeutet, dass mittelfristig die Hälfte der Motoren elektrische sein werden. Dann bleibt für die Dieselmotorenproduktion nicht viel Platz.

Wir wissen nicht, wie sich die Entwicklung beim Dieselmotor gestalten wird. Wir wissen aber sehr wohl im Sinne unserer Technologieoffenheit, dass wir alle Technologien vorhalten werden, um den Wünschen des Marktes gerecht zu werden.

Kurz noch zurück zu den 300 Anlagen und Maschinen. Ist gewährleistet, dass diese rechtzeitig geliefert werden und Sie nicht selber wegen Lieferschwierigkeiten in Verzug kommen?

Natürlich gibt es auch in anderen Branchen Lieferschwierigkeiten und Engpässe. Wir haben aber in den vergangenen Jahren viel aus der Situation gelernt und mit unseren Anlagenherstellern gute Prozesse aufgestellt. Bisher hatten wir überhaupt keinen Verzug gehabt und wir sind voll im Zeitplan.

Das Werk in Steyr fertigt pro Jahr etwa eine Million Motoren. Wie ist Ihre Prognose für dieses Jahr?

Prinzipiell sind wir guter Dinge, aber es ist noch zu früh im Jahr, um eine Kalkulation zu machen. Wir haben aber volle Auftragsbücher, die darauf hindeuten, dass es ein Plus geben könnte. Aber man kann nie wissen, welche Szenarien auftreten können.

Wie tickt der Privatmensch Klaus von Moltke und wie schalten Sie vom Job ab?

Für mich ist Familie ein ganz wesentlicher Faktor. Ich bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder, die im Teenageralter sind. Die Familie wohnt aber in München, ich pendle also. Den Ausgleich zum Job schaffe ich durch Sport. Ich bin begeisterter Cross-Fitter. Dort finde ich die Ruhe, um über Themen nachzudenken und neue Ideen zu entwickeln.

Mit Werksleiter KLAUS VON MOLTKE sprach Oliver Koch

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