Streikwut: Zuverlässigkeit bringt Privatfluganbieter mehr Kunden

Hörschinger Privatfluganbieter GlobeAir mit immer mehr Kunden baut neuen Hangar am Linzer Flughafen

Keine Streiks, schnelles Einchecken: Privatflüge sind gerade bei Geschäftsleuten beliebt.
Keine Streiks, schnelles Einchecken: Privatflüge sind gerade bei Geschäftsleuten beliebt. © GlobeAir

Während am Linzer Flughafen die Fluggäste in den vergangenen Jahren immer weniger wurden, kann man sich nur unweit davon in Hörsching nicht über zu wenig Passagiere beklagen: Mit einer Flotte von mittlerweile 21 Privatjets hat sich der Luft-Taxi-Betreiber GlobeAir von Linz aus zu einer Größe in Europa gemausert.

Rund 17.800 Passagiere zählte man vergangenes Jahr auf den Flügen in den exklusiven Viersitzern des Unternehmens, 9811 Mal hob einer der Cessna-Flieger ab. Nicht selten saßen Sport-, Musik- oder Filmstars in den Maschinen, erst vergangene Woche brachte man Ana Ivanovic zum Linzer Tennisturnier.

156 Mitarbeiter zählt das Unternehmen, im Vorjahr machte man 42,3 Millionen Euro Umsatz. Für heuer ist ein Umsatz von 45 Mio. Euro angepeilt, 10.500 Flüge sollen es 2024 werden. Der Jänner verlief nach Plan, so Firmengründer und -chef Bernhard Fragner im Gespräch mit dem VOLKSBLATT. „Grundsätzlich haben wir uns stetig weiterentwickelt, je nach aktueller Wirtschaftslage geht es manchmal etwas besser und manchmal etwas weniger gut bergauf“, blickt er auf die vergangenen Jahre zurück.

Start im Jahr 2008

Dass sich seit 2008 Kunden ihr Lufttaxi in Hörsching buchen können, liegt vor allem an der Begeisterung des gelernten Ingenieurs Fragner fürs Fliegen. Nach schrittweiser Ausbildung über mehrere Jahre hin bis zum Piloten und Ausbildner wollte er seine Leidenschaft mit dem Beruf verbinden.

Mit drei Flugzeugen wurde nach längerer Vorbereitung gestartet, der Zeitpunkt war günstig: Hersteller Cessna hatte mit einem neuen Flugzeugtyp mit Platz für vier Passagiere das perfekte Fluggerät für den Privatjetbereich auf den Markt gebracht, dazu wurde damals – obwohl hochpreisig– in der Branche kaum Wert auf Kundenservice gelegt. „Die Betreiber waren durchwegs sehr kleinstrukturiert und eher aufs reine Fliegen konzentriert“, berichtet der oberste GlobeAir-Flieger von den Anfängen.

Über eine fixe Basis verfügt GlobeAir nicht, aber grundsätzlich ist man in den Metropolen Europas beinahe täglich vertreten. „London, Paris, Nizza, Mailand, Zürich, Genf München, Hamburg, Wien. Auch Salzburg hat sich seit der Pandemie sehr gut entwickelt. In Europa können wir 984 Flughäfen anfliegen mit unseren Maschinen“, so Fragner.

Neuer Hangar

Am Flughafen in Hörsching baut man gerade einen neuen Hangar, wo 27 Mitarbeiter beschäftigt sein werden. 8 bis 11 davon werden Neuzugänge sein, fünf Millionen werden dafür investiert. Der Hangar erstreckt sich über 1200 Quadratmeter und ist für acht der GlobeAir Citation Mustang Private Jets ausgerichtet und soll als Wartungsknotenpunkt dienen. Mit drei Etagen Büros, Schulungsräumen, einer Pilot-Lounge und Lagerflächen wird der Hangar multifunktional nutzbar sein.

Zuverlässigkeit als Trumpf

In die Hände spielt dem Privatflieger auch die Streiklastigkeit in der Flugbranche. „Wir sehen bei jedem Streik, dass die Unzufriedenheit der Kunden steigt, vor allem bei Geschäftsreisenden. Die brauchen Zuverlässigkeit, irgendwann ist die Schmerzgrenze der Passagiere dann erreicht“, betont Fragner.

Die Klima-Frage

Logischerweise nichts hält der GlobeAir-Chef von Rufen nach Verboten von Privatjet-Flügen, der das Anliegen aber versteht: „Grundsätzlich verstehe ich die Diskussion. Generell müssen wir alle besser mit den Ressourcen umgehen. Wir sind eine zu verschwenderische Gesellschaft geworden“, so Fragner. „Aber nicht zuletzt in der Pandemie hat sich gezeigt, dass wir zur kritischen Infrastruktur gehören, das lässt sich nicht abschaffen“, gibt er zu bedenken.

„Die Diskussion um die Abschaffung ist populistisch, aber wir stehen auch dazu, dass wir den 4 bis 5-fachen CO2-Abdruck pro Passagier pro Kilometer. Wir veröffentlichen das auch“, so Fragner. Er sieht die Privatjets aber auch in einer Vorreiterrolle. „Unsere Branche wird eine der ersten sein, die gänzlich mit nachhaltigem Treibstoff fliegen kann, wir machen das vereinzelt auch schon“, betont er.

Von Christoph Steiner

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