Thermen erholten sich bereits 2022 vollständig von Corona

Die heimischen Thermen sind gut besucht, die Pandemie ist längst überwunden. Bereits im ausklingenden Coronajahr 2022 knüpfte die Auslastung mit rund 10 Millionen Besuchern an 2019, das letzte Jahr vor Corona, an, wie der Branchensprecher in der Wirtschaftskammer, Patrick Hochhauser, am Dienstag berichtete. Auch erlösmäßig läuft es den Angaben zufolge rund. Heuer im Frühjahr gingen die Eintrittspreise um knapp 9 Prozent nach oben, einige erhöhen turnusmäßig erst im Herbst.

Die Thermen sind trotzdem weiterhin gut besucht. „2023 erwarten wir einen nahtlosen Übergang der guten Performance – die Nachfragesituation ist ungebrochen gut, in Verbindung mit leicht sinkenden Kosten“, so der stellvertretende Obmann des Fachverbandes der Gesundheitsbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Geschäftsführer der Eurothermen aus Oberösterreich.

„Für uns als Branche, für uns als Thermen war es zwei Jahre lang schwierig – die Hälfte des Jahres durften wir die Thermen betreiben“, sagte Hochhauser unter Verweis auf die dabei einzuhaltenden Corona-Schutzmaßnahmen wie Abstände, „2G“ als Impfstatus und Einbau von zusätzlichen Lüftungen. Doch letztlich hätten die rund 40 privatwirtschaftlich geführten Thermen in Österreich 2022 „eine sehr gute Performance“ gezeigt.

Umsatzseitig seien die Betriebe „wahrscheinlich ebenfalls auf dem Niveau“ von 2019, so seine Einschätzung. Dasselbe gelte für den Personalstand. Die Beschäftigten seien weitgehend durch die Pandemie getragen worden, deshalb gebe es hier keine spürbare Personallücke. „Alle Thermen haben in der Pandemiezeit soziale Kompetenz gegenüber den Mitarbeitern gezeigt“, betonte Gerhard Gucher, Marketing-Direktor der Vamed Vitality World und Gründer der Initiative „Therme Plus“, in der sich über 90 Prozent der Branche im Sommer 2019 freiwillig in einer Art Interessenvertretung zum Austausch zusammengetan haben. Rechtzeitig vor der Pandemie.

„Es war keine leichte Zeit“, betonte Hochhauser. „Wir haben 2022 kaum Planbarkeit gehabt, waren aber relativ schnell bei der Auslastung auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019, berichtete der Branchensprecher. “10 Millionen Thermeneintritte waren keine Selbstverständlichkeit.„

Den Stellenwert der Branche als wichtiger Puzzlestein im heimischen Tourismus untermauert eine Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), die am Dienstag präsentiert in einer Pressekonferenz wurde. “Die Thermen sind ganz wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandortes”, hielt WIFO-Ökonom Oliver Fritz fest. Die Erhebung basiert auf Angaben zum letzten Normaljahr vor Corona.

2019 erwirtschafteten die rund 40 Thermen in acht Bundesländern – in Vorarlberg gibt es keine – mit rund 5.400 Beschäftigten (4.650 Vollzeitäquivalenten) Erlöse in Höhe von 430 Mio. Euro. In dem Berichtsjahr wurden etwa 9,9 Millionen Eintritte erfasst.

Kernpunkt der volks- und regionalwirtschaftlichen Bedeutung des Thermentourismus ist eine hochgerechnete Bruttowertschöpfung von „vorsichtig geschätzt“ 1,2 Mrd. Euro, die laut Fritz 2019 generiert wurde. „Die Wertschöpfung ist natürlich die Schlüsselkennzahl – der direkte Effekt ist gar nicht so groß, was zählt ist, dass der Multiplikatoreffekt in Gang kommt“, strich Fritz hervor. Als „Gesamteffekt“ seien etwa 17.700 Vollzeit-Erwerbstätige mit dem Thermentourismus in Österreich verbunden.

Nicht in der WIFO-Erhebung erfasst sind die österreichischen Kuranstalten mit PVA-Verträgen sowie die Reha-Kliniken, die als medizinische Einheiten deklariert sind. Die Studie konzentriert sich auf die Thermenressorts.

„Dieser Thermentourismus ist über ganz Österreich verteilt und spielt dort innerhalb des Gesamtsystems eine wichtige Rolle“, so Fritz. Von einer Therme profitiere nicht nur ein Sektor, sondern – „es geht quer durch die Bank“ – eine ganze Lieferkette. Weiters kurbeln die Beschäftigten bei den Thermen, Hotels und Lieferanten mit ihrem Einkommen den Konsum an. Und es gebe „natürlich auch Rückflüsse in Form von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen“ in Höhe von rund 455 Mio. Euro an die öffentliche Hand.

„Die Thermen sind ein wichtiger Bestandteil des touristischen Gesamtsystems in Österreich und stärken auch die Resilienz des heimischen Tourismus, indem sie Alternativ- und Ergänzungsangebot sind“, sagte der WIFO-Ökonom. Neben den reinen Thermenurlaubern nützten das Angebot etwa auch Ski- und Radfahrer als Abwechslung oder als Schlechtwetterprogramm. „Ich habe die Wettergarantie – wenn es ein paar Tage regnet, gibt es eine Alternative und die Leute sind nicht sauer“, bekräftigte Gucher.

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