Trumpf Maschinen Austria: „Chipkrise noch nicht ausgestanden“

Maschinenbauer hat Aufträge für ein Jahr – Aber es fehlen Teile

Trumpf Maschinen Austria-Chef Thilo Preß: „Haben extrem hohen Innovationsgrad, wodurch Abhängigkeit von den Partnern steigt.“
Trumpf Maschinen Austria-Chef Thilo Preß: „Haben extrem hohen Innovationsgrad, wodurch Abhängigkeit von den Partnern steigt.“ © Leitner

Das Technologieunternehmen Trumpf Maschinen Austria kämpft weiter mit den Auswirkungen der Lieferkettenkrise. „Es fehlen nicht nur Chips, auch andere wichtige Teile hängen in der Lieferkette“, sagt Trumpf Austria-Chef Thilo Preß im VOLKSBLATT-Interview.

„Wir hätten einen Auftragsstand von einem Jahr, aber es ist schwierig, diesen abzuarbeiten.“ Das Unternehmen in Pasching ist konzernweit Kompetenzzentrum für Biegemaschinen und Biegeautomatisierung in der weltweit tätigen deutschen Trumpf-Gruppe (16.500 Mitarbeiter; 4,2 Mrd. Euro Umsatz).

Chips vom Brokermarkt

Als Grund, warum Trumpf Austria im Gegensatz zu anderen Industrieunternehmen noch immer unter der Lieferkettenkrise leidet, führt er die hohe Spezialisierung und Fertigungstiefe an. „Wir haben einen extrem hohen Innovationsgrad, wodurch die Abhängigkeit von den Partnern steigt – im positiven wie im negativen Sinn.“

Um zu Chips zu kommen, hat sich Preß am Höhepunkt der Lieferkettenkrise sogar am Brokermarkt mit Chips eingedeckt – nicht selten mit einem Aufschlag mit dem Faktor 100. Von den weiteren Teile-Lieferungen sowie der Akquisition von Fachkräften hängt laut Preß ab, ob Trumpf heuer den 2022er-Umsatz in Höhe von 333 Millionen Euro (per 31. Juli) wieder erreichen kann. Aktuell sucht er 30 Leute – u.a. IT-Fachkräfte und Elektriker. Mittelfristig sollen zu den 700 Mitarbeitern weitere 300 dazukommen.

Denn Trumpf sei auf Expansion ausgerichtet, wofür der Standort derzeit um 30 Millionen Euro ausgebaut wird. Neue Technologien wie 3D-Metalldruck sollen dafür sorgen, dass sich das Unternehmen gegen den Mitbewerb aus Asien und Europa durchsetzen könne, so Preß. Das Umsatzpotenzial für den Standort sieht er „bei einer halben Milliarde Euro“.

150 F&E-Mitarbeiter

Um noch innovativer zu werden, sind in Pasching mehr als 150 Mitarbeiter in Forschung & Entwicklung (F&E) tätig. Die F&E-Ausgaben liegen bei 26 Millionen Euro jährlich, wobei Preß rund drei Millionen Euro davon an öffentlichen Mitteln erhält. Die F&E-Förderung in Österreich sei besser als in Deutschland, „weil sie mehr in die Breite geht“ und auch Patente abdecke, so Preß.

Investiert wird auch in Anlagen für Erneuerbare Energien, wobei Preß dazu keine Zahlen nennt. Trumpf Austria gehört zum Trumpf-Konzern, der in Familienbesitz steht und u.a. Laserschneide- und Werkzeugmaschinen produziert. Zu Abnehmern zählen u.a. Automobilkonzerne.

Von Karl Leitner

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