Ukraine-Krieg und Wetterkapriolen setzen den Ackerbauern zu

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Einerseits der Krieg in der Ukraine und andererseits die klimatischen Veränderungen: In dieser Zwickmühle stehen die oberösterreichischen Ackerbauern — und haben daher mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.

Nach Darstellung des Präsidenten der Landwirtschaftskammer OÖ, Franz Waldenberger, haben zwei Jahre Krieg in der Ukraine sowie mehrere russische Rekordernten zu einem Preisverfall geführt, „der den klassischen Ackerbau mit Mais und Getreide unwirtschaftlich macht“. Kostendeckend zu produzieren gelinge nur bei Zuckerrüben und Ölsaten.

„Die Perspektiven für die Getreidebauern sind wirklich schlecht“, konstatiert Waldenberger offen und ehrlich. Die Weizenexporte der Ukraine in die EU seien von 300.000 Tonnen vor der Russlandinvasion auf mehr als 6,2 Millionen Tonnen im Vorjahr sprunghaft angestiegen.

Andererseits habe die EU als großer Weizenexporteur massive Probleme, weil sie von Russland beim Export nach Nordafrika und Nahost laufend preislich unterboten werde.

Man unterstütze die „Interessen der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion“, betont Waldenberger — um gleichzeitig aber eine Schutzklausel für Weizenexporte aus der Ukraine zu fordern. Alles andere sei „Politik auf dem Rücken der Bauern“, deponiert der LK-Präsident in Richtung EU-Parlament und EU-Rat.

März im Februar

Aber auch die klimatischen Veränderungen machen „den Ackerbau immer schwieriger“, ergänzt der Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der LK, Helmut Feitzlmayr. Er verweist etwa auf den „extrem frühen Vegetationsbeginn“, man habe heuer temperaturmäßig „den März im Februar gehabt“. Dazu komme, dass Wetterphasen — ob Niederschlag oder Hitze — länger und intensiver werden. Beim Wechsel komme es vermehrt zu Hagel, Gewittern und Sturm.

Dessen ungeachtet sieht Feitzlmayr im Anbau von Zuckerrüben und Sojabohnen wirtschaftliche Perspektiven für die Bauern. Die Rübenfläche dürfte heuer um 16 Prozent auf 9400 Hektar wachsen, ebenso um 16 Prozent auf 23.000 Hektar wird die Anbaufläche für Sojabohnen steigen.

Gütesiegel für Ackerfrüchte

Große wirtschaftliche Hoffnungen setzen sowohl der Pflanzenbau-Experte als auch Präsident Waldenberger im Übrigen auf das AMA Gütesiegel für Ackerbauern. Bereits mit der Weizenernte 2024 soll es den Konsumenten die Herkunft des Getreides aus Österreich garantieren —in Brot und Gebäck ebenso wie etwa beim Braugetreide. Waldenberger bestreitet im VOLKSBLATT-Gespräch nicht, dass sich das Gütesiegel auf den Preis der Produkte auswirken könne, aber „dafür bekomme ich höhere Qualität, Umweltschutz, Diversitätsschutz, Klimaschutz und Wertschöpfung in Österreich“.

Aktuell sei es leider so, „dass die großen Backwarenhersteller aus Österreich aus Kostengründen nach wie vor zu einem erheblichen Anteil auf ausländisches Mehl zurückgreifen“. Allerdings, so Waldenberger, würden „die Marktchancen des Gütesiegels noch nicht von allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette erkannt“. Die AMA Marketing verhandle derzeit mit Mühlen, Backmischherstellern, Bäckereien und dem Lebensmitteleinzelhandelt die Richtlinien, etwa 15 Prozent der Partner habe man schon im Boot, so der LK-Päsident.

Von Markus Ebert

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