Bei der österreichischen Niederlassung des belgischen Tiefkühlproduzenten Ardo kocht ein Arbeitskonflikt hoch. Nach einem Warnstreik am Montag dieser Woche sind die rund 150 Arbeiterinnen und Arbeiter am Mittwoch in den unbefristeten Streik übergegangen, teilte die Produktionsgewerkschaft PRO-GE mit. Die Beschäftigten fordern 200 Euro netto mehr pro Monat und werfen dem Konzern mangelnde Gesprächsbereitschaft und Druck auf die Kollegenschaft vor.
Michael Höbinger, Geschäftsführer von Ardo Austria Frost, kontert: „Es liegt ein faires und angemessenes Angebot vor, welches eine Einmalprämie für alle Arbeiter und Arbeiterinnen sowie eine deutliche Anpassung der monatlichen Zulagen nach Lohnklassen gestaffelt enthält. Die Inflationsanpassungen werden im Rahmen der jährlichen KV-Erhöhungen abgegolten. Die Kollektivvertragsverhandlungen beginnen im Herbst. Das Unternehmen wird diesen etablierten Prozess einhalten.“
Die PRO-GE wiederum wirft dem Tiefkühlkost-Produzenten vor, Druck auf die Mitarbeiter auszuüben, nicht an weiteren Versammlungen teilzunehmen. Dafür solle es eine einmalige Prämie und Gratis-Kebap geben. „Wir lassen uns sicher nicht mit einem Gratis-Kebap abspeisen. Auch nicht mit einer Einmalzahlung, die deutlich schlechter ist als unsere Forderung“, so Dietmar Breiner, Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrats.
Der Fachverband Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer zeigte heute erwartungsgemäß wenig Verständnis für den Arbeitskampf. „Generelle Lohnerhöhungen sind ausschließlich den Kollektivvertragsverhandlungen vorbehalten“, so Geschäftsführerin Katharina Koßdorff. Der letzte Lohnabschluss erfolgte demnach am 1. Jänner 2023 für eine Laufzeit von 12 Monaten.
Österreichs größter Tiefkühlkost-Hersteller Ardo Austria Frost produziert etwa für Iglo und beliefert u. a. Hofer, Billa und Spar. Rund 300 Bauern aus dem Marchfeld sorgen für die Rohstoffe wie Erbsen, Karotten oder Spinat. Das belgische Unternehmen hat 20 Produktions-, Verpackungs- und Vertriebsstandorte in neun Ländern. In Österreich steht ein Werk in Groß-Enzernsdorf (NÖ). Zuletzt wurde konzernweit mit rund 4.000 Beschäftigten ein Jahresumsatz von 1,2 Mrd. Euro erwirtschaftet.