Ungünstiges Wetter drückt 2024 auf die Getreideernte

Der Anbau wurde vom Herbst ins Frühjahr verlegt © APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER

Die Getreideernte liegt heuer laut AgrarMarkt Austria (AMA) unter den Erwartungen. Schuld daran seien schwierige Wetterbedingungen, rückläufige Anbauflächen und gesunkene Hektarerträge. Die heimische Gesamtproduktion dürfte um 4 Prozent oder 210.000 Tonnen auf 5 Mio. Tonnen sinken. Bei Getreide ohne Mais beträgt der aktuell prognostizierte Rückgang fast 10 Prozent auf 3 Mio. Tonnen. Die Versorgung sei aber „komfortabel gesichert“. Der Bio-Anbau ist unter Druck.

„Die wichtigste Botschaft: Wir können die österreichische Brot- und Gebäckproduktion mit dem österreichischen Getreide aufrechterhalten“, betonte AMA-Verwaltungsratsvorsitzender Lorenz Mayr am Dienstag in einer Pressekonferenz. Die heimische Ernte garantiere weiterhin eine „komfortable Versorgung“ mit Brot, Backwaren und Mehl.

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„Global haben wir heuer eine Versorgungssituation, die ausgeglichen ist“, ergänzte AMA-Marktexperte Christian Gessl. „Insgesamt erreichen wir Höchstwerte, was den Bedarf betrifft, aber auch die Produktion.“ Trotz mehrerer Krisenjahre mit Pandemie, Kriegsereignissen und Wetterextremen zeige sich die weltweite Versorgungslage mit Getreide 2024/25 knapp ausgeglichen. Die Produktion liege bei 2,3 Mrd. Tonnen – 80 Prozent gehen in den regionalen Bedarf, 20 Prozent in den internationalen Handel. Russland beeinflusse mit seinem im Ländervergleich größten Exportvolumen das globale Weizenangebot und das internationale Preisniveau.

In der EU bewegt sich die Getreideernte heuer mit 271,6 Mio. Tonnen laut AMA auf dem Niveau des Vorjahres und übersteigt somit den Bedarf in Höhe von 257,1 Mio. Tonnen.

In Österreich bleibt die Versorgung der Mühlen – trotz eines Rückgangs beim Weichweizen von 8,5 Prozent auf 1,46 Mio. Tonnen – mit einer Vermahlungsmenge von 630.000 bis 660.000 Tonnen den Angaben zufolge „komfortabel“. Auch die Roggenernte von 144.000 Tonnen (minus 15,8 Prozent) sichere die Vermahlung von 90.000 bis 100.000 Tonnen im Inland. Die Ernte von Hartweizen decke die erhöhte Vermahlung von 83.000 Tonnen ab.

„Der Anbau musste wegen des ungünstigen Wetters vom Herbst in das Frühjahr verschoben werden“, berichtete AMA-Vorstandschef Günter Griesmayr. Es sei zu Flächenverschiebungen gekommen. In Summe verringerte sich die heimische Anbaufläche heuer um 1,7 Prozent oder 18.213 Hektar auf 1,05 Mio. Hektar – dabei gab es Verlierer und Gewinner.

Weniger Flächen gibt es etwa für Roggen (minus 16,6 Prozent), Saatmais (minus 14,2 Prozent), Ölraps (minus 10,9 Prozent) und Ölsonnenblumen (minus 7,1 Prozent); vergrößert haben sich hingegen die Anbauflächen für Hartweizen (plus 12 Prozent), Ackerbohnen (plus 10,8 Prozent) und Körnererbsen (plus 10,2 Prozent). „Profiteur ist der Hartweizen“, hielt Griesmayr fest.

Mit einem Anteil von 43 Prozent stellt Mais das Gros der gesamtösterreichischen Getreideproduktion. Dahinter folgen Weich- und Hartweizen mit 32 Prozent, Gerste mit 14 Prozent und Roggen mit 3 Prozent. Die restlichen 8 Prozent verteilen sich auf sonstige Getreidesorten.

Biologisch bewirtschaftet wird hierzulande bereits rund ein Fünftel der Anbaufläche – die Bio-Getreideflächen seien leicht rückläufig, die Bio-Gesamtackerflächen noch wachsend, sagte Gessl zur APA.

Unter dem Strich um 1,7 Prozent oder 3.383 Hektar auf 198.960 Hektar verkleinert haben sich heuer die Bio-Getreideanbauflächen – mit großen Unterschieden bei den verschiedenen Sorten: Starke Flächenzuwächse verbuchen Hirse (plus 58 Prozent), Sommergerste (plus 35 Prozent) und Hafer (plus 15,1 Prozent). Deutlich rückläufig sind beispielsweise Roggen (minus 17,4 Prozent), Körnermais (minus 16,5 Prozent), Dinkel (minus 9 Prozent) und Wintergerste (minus 8,3 Prozent). Die gesamte Bio-Ackerfläche – inklusive Produkten wie Sojabohnen, Zuckerrüben und Kürbis – hat sich heuer um 1.548 Hektar auf 279.241 Hektar noch etwas vergrößert. 2023 war der Zuwachs mit 7.365 Hektar aber noch deutlich größer.

Die Bio-Bäuerinnen und -Bauern sind insgesamt unter Druck. Die Verarbeitung von Bio-Getreide geht heuer laut AMA gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent zurück. Die Vermahlung von Bio-Getreide verringert sich wegen rückläufiger Entwicklung bei Weichweizen, Dinkel und Roggen um 6 Prozent und die industrielle Verarbeitung von Bio-Getreide um 18 Prozent. Demgegenüber mit 7 Prozent deutlich im Plus ist der Bio-Getreideeinsatz in Mischfutterwerken.

Die insgesamt gesunkene Bio-Verarbeitung habe zu einem Anstieg der Lagerbestände an Bio-Getreide geführt – hier gibt es einen Zuwachs von insgesamt 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr- bei Roggen sind es 39 Prozent, bei Mais 31 Prozent und bei Weichweizen 13 Prozent. Punktuell haben sich Lagervorräte auch massiv verringert – etwa bei Hafer (minus 77 Prozent) und Dinkel (minus 22 Prozent).

„Steigende Lagerbestände, sinkende Preise“, verdeutlichte Griesmayr die Situation des Bio-Bereichs. Rund ein Viertel der Produktion in Österreich sei biologisch, so Mayr, „bei 10 Prozent Konsum im Regal“. Das Angebot ist also größer als die Nachfrage. „Die Läger in Österreich sind immer mehr aufgebaut worden.“

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