US-Notenbank Fed will am 18. September die Zinswende angehen

Am 18. September dürfte die Fed erstmals seit längerem den Schlüsselzinssatz senken - Größe des Schritts für Analysten unklar

Die US-Notenbank steht kurz vor der an den Finanzmärkten herbeigesehnten Zinswende. © ibragimova - stock.adobe.com

Die US-Notenbank steht kurz vor der an den Finanzmärkten herbeigesehnten Zinswende. Investoren rechnen nach klaren Signalen von Fed-Chef Jerome Powell fest damit, dass die Federal Reserve den Schritt nach unten am Mittwoch, den 18. September, wagt.

Mit einer Inflationsrate von zuletzt 2,5 Prozent kommt sie ihrem Ziel von zwei Prozent näher – ein wichtiges Kriterium für die geldpolitische Lockerung, wie es immer seitens der Ökonomen heißt.

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Der Zeitpunkt dürfte nun da sein, zumal jenseits des Atlantiks die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank of England die Wende im Sommer vollzogen und die EZB mittlerweile schon nachgelegt hat.

Die Finanzmärkte rätseln aber, ob es die Fed bei einem „normalen“ Zinsschritt von einem Viertel-Prozentpunkt (im Fachjargon: 25 Basispunkte) belässt oder einen doppelt so großen wagt.

Bereits seit Juli 2023 liegt der Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Um die hohe Inflation zu dämpfen, hatte die Fed den Leitzins seit Anfang 2022 aggressiv von nahe null auf dieses Niveau hochgetrieben. Dabei machte sie auf dem Weg nach oben auch größere Zinsschritte.

Für die Commerzbank-Experten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz stellt sich nun mit Blick auf die Zinswende nach unten die Frage: „Wie weit springt die Fed?“ Aus ihrer Sicht dürfte es in erster Linie darauf ankommen, den Zinssenkungsprozess in Gang zu bringen: „Dazu reicht ein Schritt von 25 Basispunkten aus, mit dem wir auch rechnen“, sagten die Ökonomen.

Dagegen könne eine Senkung um einen halben Prozentpunkt – also 50 Basispunkte – für viele Investoren ein Beleg dafür sein, dass sich die Fed wirklich Sorgen um die Wirtschaft mache und möglicherweise zu lange mit der Zinswende abgewartet habe: „Einen solchen Eindruck dürfte die Fed wohl kaum erwecken wollen. Schließlich glaubt die Fed nicht, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet oder sich auf diese zubewegt.“

Laut dem ehemaligen US-Währungshüter Bill Dudley spricht jedoch einiges für einen XL-Zinsschritt der Fed: „Ich denke, es gibt gute Argumente für 50 Basispunkte, ob sie es nun macht oder nicht“, sagte der einstige Chef des US-Notenbankbezirks New York auf einer Finanzkonferenz in Singapur.

Die Zinsen lägen derzeit eineinhalb bis zwei Prozentpunkte über dem sogenannten neutralen Zinssatz, der die US-Wirtschaft weder bremst noch anschiebt. Dudley hatte zuvor gefordert, dass die Fed im Juli mit Zinssenkungen beginnen sollte.

Die US-Währungshüter hatten zwar im Juli über eine Senkung beraten, sich aber dagegen entschieden. Powell sendete dann erst Ende August auf dem Notenbankforum in Jackson Hole das klare Signal, dass es an der Zeit sei, die Geldpolitik anzupassen.

Volkswirt Christian Scherrmann von der Fondsgesellschaft DWS weist darauf hin, dass der Fed-Chef bereits damals zu verstehen gegeben habe, dass er ein schnelleres Tempo der Normalisierung als die üblichen 25 Basispunkte für möglich halte, sofern die eingehenden Daten dies rechtfertigten.

Laut Scherrmann deuten die aktuellen Wirtschaftsdaten darauf hin, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht so schnell verschlechtert wie ursprünglich befürchtet und dass die Inflation zugleich ein Thema bleibt.

„Auf dieser Basis erwarten wir, dass die Fed die Zinsen nicht nur im September um 25 Basispunkte senken wird, sondern auch auf allen verbleibenden Sitzungen in 2024.“ Die Fed wird am 7. November und am 18. Dezember erneut über die Leitzinsen entscheiden.

Wenn sie am 18. September die geldpolitischen Zügel erstmals wieder lockern sollte, fällt diese Entscheidung ausgerechnet in die heiße Phase des US-Wahlkampfes. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die unabhängige Notenbank aufgefordert, eine Zinswende nicht vor den Wahlen im November einzuleiten.

Powell hat darauf verwiesen, dass die Fed keine politische Behörde sei. Sie werde niemals geldpolitische Entscheidungen mit Blick auf den Ausgang einer Wahl treffen, die noch nicht abgehalten worden sei.

Der Fed-Chef hatte bei früherer Gelegenheit betont, die Zentralbank orientiere sich ausschließlich an ihrem Mandat – also Preisstabilität zu sichern und Vollbeschäftigung zu fördern.