Hände weg vom Fleisch: Jetzt kommt die Veggie-Kochlehre

Ausbildung „vegetarische Kulinarik“ soll mit Jahresbeginn 2025 starten

Vorstoß löst auch Kritik aus © APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

Nun kommt sie also doch, die vegane und vegetarische Kochlehre. Nachdem sich Teile der Gastronomie und Arbeitnehmervertreter dagegen gewehrt haben, wird sie nun via Verordnung umgesetzt, so die Grünen zur APA. Die WKÖ-Branchenvertretung zeigte sich erfreut, die Gewerkschaft vida hingegen kritisch. NEOS und der Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband Wien (SWV) begrüßen den Schritt, wünschen sich aber noch weitere Reformen in der Lehre.

„Die Gastronomie freut sich über jeden neuen Lehrberuf, der das Potenzial hat, Menschen für die Branche zu begeistern“, sagte Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich, in einer Aussendung. Bereits jetzt würden Zusatzausbildungen mit vegetarisch-veganen Inhalten stark nachgefragt. Derzeit fehlten in der Verordnung allerdings noch wichtige Details wie etwa präzise Speisenbezeichnungen, verbindliche Rezepturen und Prüfungsunterlagen, so Pulker.

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Positive Worte kamen naturgemäß auch von der Veganen Gesellschaft Österreich und der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Letztere fordern zudem eine verpflichtende Kennzeichnung tierischer Lebensmittel bezüglich ihrer Haltungsform und Herkunft in der gesamten Gastronomie.

Die Gewerkschaft vida steht dem Vorhaben dagegen eher kritisch gegenüber. „Aus meiner Sicht deckt die vegetarische Lehre nicht die Vielfalt der Gastronomie ab. Hier ist eine große Chance vertan worden“, sagte Gewerkschaftsvertreter Berend Tusch im Ö1-„Mittagsjournal“ des ORF. Die Lehre sei zu stark spezialisiert und würde die Berufschancen der Lehrlinge nicht verbessern. Tusch spricht sich daher für eine Doppellehre oder eine modulare Ausbildung in dem Bereich aus.

NEOS und der SWV begrüßen die geplante vegetarische/vegane Kochlehre zwar prinzipiell, fordern aber gleichzeitig mehr Reformen ein. Dass vegane und vegetarische Restaurants nun Lehrlinge ausbilden dürften, sei gut, helfe den vielen italienischen oder asiatischen Restaurants, die das noch nicht dürfen, aber nicht weiter, so die NEOS, die in dem Schritt eher eine „Showpolitik“ der Grünen sehen. Sinnvoller wäre es aus ihrer Sicht, die Lehre generell zu attraktivieren, einen Lehrlingsbonus für ausbildende Betriebe einzuführen und die Ausbildungsordnungen moderner zu gestalten. Auch der SWV fordert eine „umfassende Reform der gesamten Kochlehre“ anstatt Lösungen für einzelne Nischen.

Vor der Umsetzung der Verordnung gibt es noch eine vierwöchige Begutachtungsfrist. Die Lehrzeit soll drei Jahre betragen. Start für die Lehre soll der Jahresbeginn 2025 sein – vorerst als Pilotprojekt und mit laufender Evaluierung, zitiert das Ö1-Journal das Wirtschaftsministerium.

Offiziell wird der Beruf „vegetarische Kulinarik“, heißen, die ÖVP soll laut einem Bericht der Tageszeitung „Der Standard“ darauf bestanden haben, dass das Wort „vegan“ nicht in der Berufsbezeichnung vorkommt – aus Sorge, sonst Vertreter der Landwirtschaft zu verärgern. Die Ausgebildeten sollen zudem nicht als Köchin oder Koch bezeichnet werden, sondern als „Fachkraft für vegetarische Kulinarik“. Das Lehrbild ziele jedoch auf vegane und vegetarische Küche ab, so „Der Standard“ weiter.

„Der Ausbildungsberuf ‚vegetarische Kulinarik‘ in der Gastronomie kombiniert Elemente des traditionellen Ausbildungsberufs Koch/Köchin und passt sie an die aktuellen Lebensrealitäten an. Damit gehen wir auf die Bedürfnisse und Wünsche der Betriebe und natürlich auch der Lehrlinge ein“, betonte Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin der Grünen in einer Aussendung.

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