Verkaufsstart für Wiener Signa-Kaufhaus-Rohbau „Lamarr“

Beschmierte Plane vor Signa-Kaufhaus-Rohbau „Lamarr“ © APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER

Rund um die Pleiten des schwer angeschlagenen Signa-Firmenkonglomerats von Rene Benko ist nun der Verkaufsprozess für den Rohbau des Kaufhauses „Lamarr“ auf der Wiener Einkaufsmeile Mariahilfer Straße gestartet worden. Das teilte der dafür zuständige Insolvenzverwalter Clemens Richter am Mittwoch mit. Die Baustelle des Mehrzweckgebäudes steht seit mehreren Wochen – wie andere in Bau befindliche Signa-Projekte – still.

„In der ersten Phase des Insolvenzverfahrens galt es die fortgesetzte Sicherung der Baustelle zu organisieren“, so Richter. „Durch den nunmehr eingeleiteten strukturierten Verkaufsprozess soll der bestmögliche Erwerber gefunden und die seit Monaten bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft des Projektes ‚Lamarr‘ geklärt werden.“ Zum Zeitplan, bis wann die mit einem 390 Mio. Euro schweren Pfandrecht belastete Liegenschaft und Baustelle losgeschlagen sein soll, wurde nicht genannt.

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Als Käuferin des eigenständigen Projekts käme der thailändische Projektpartner, die Central Group, in Frage. Das war zumindest vor dem nunmehrigen Start des Verkaufsprozesses von Beobachtern für möglich gehalten worden. Dass wichtige Immobilien der Signa Prime verkauft werden – etwa Park Hyatt, Goldenes Quartier und das Gebäude des Verfassungsgerichtshof in Wien sowie in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol – war bereits im Februar bekannt gegeben worden.

Die „Lamarr“-Liegenschaft der Signa Retail Selection – auf dem Gelände des ehemaligen Leiner-Flagshipstores auf einer der wichtigsten Einkaufsstraßen Wiens – sollte nach Signa-Plänen den Neubau eines Hotels und Premium Warenhauses samt öffentlichem Park auf der Dachterrasse umfassen.

Doch seit Wochen steht das „Lamarr“-Projekt wegen der Schieflage des Benko-Konzerns, von dem sich die wichtigsten Gesellschaften in milliardenschweren Insolvenzverfahren befinden, still. „Der Rohbau ist fertig gestellt, Vormontagen der haustechnischen Anlagen und Fördertechniken sind erfolgt“, hieß es in der Aussendung des Insolvenzverwalters. Anrainer äußerten vielfach die Sorge, dass sie über Jahre einen Rohbau im Grätzel haben könnten.

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Im Grundbuch gibt es Pfandrechte in der Höhe von insgesamt 390 Mio. Euro. Diese liegen bei der Bank Austria (295 Mio. Euro) und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (95 Mio. Euro). „Wenn die Liegenschaft, auf der das Kaufhaus Lamarr gebaut werden soll, pfandrechtlich belastet ist, bedeutet das natürlich für einen Käufer, dass er sich mit dem Pfandrecht auseinandersetzen muss – weil ein Kaufpreis zuerst zur Abdeckung der grundbücherlich besicherten Verbindlichkeiten dient“, hatte AKV-Expertin Cornelia Wesenauer zuletzt erläutert. Ein Käufer muss vorhandene Schulden tilgen.

Einen Interessenten für das „Lamarr“ hatte es auch bereits gegeben. Spar-Vorstandschef Hans Reisch meinte: „Um das Hedy Lamarr – also damals den Leiner in der Mariahilfer Straße – haben wir uns schon vor dem Verkauf an René Benko sehr bemüht, sind aber nicht zum Zug gekommen“, sagte Reisch. „Das wäre nach wie vor ein Asset, an dem wir interessiert wären. Konkret ist aber nichts.“ Eine Sprecherin fügte noch hinzu: Der Standort ist interessant, aber es gibt dazu aktuell weder Ideen, noch Pläne noch Gespräche.„

Indes berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf Insider, dass die Signa Prime Selection kurz davor stehe, in München das in Bau befindliche “Romy” zu verkaufen. Es solle an den deutschen Bauunternehmer Alfons Doblinger gehen, eine Einigung sei aber noch offen. Signa Prime errichtet das Projekt am Standort des früheren Schreibwarenhandels Kaut-Bullinger in der Einkaufsstraße Rosenstraße. Geplant waren dort Einzelhandels- und Büroflächen. Bereits vor dem Insolvenzantrag hatte Signa Prime das Projekt um rund 100 Millionen Euro angeboten.

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