Viele Händler gegen deutliche Ausweitung der Öffnungszeiten

Mehrheit der Handelsverband-Mitglieder gegen deutliche Ausweitung © APA/dpa/Sebastian Kahnert

Die von Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti vorgeschlagene Ausweitung der Öffnungszeiten von aktuell maximal 72 Stunden auf 80 Stunden zwischen Montag und Samstag stößt bei zahlreichen Händlern in Österreich auf Ablehnung. „In dem Fall gibt es kein Einvernehmen in der Branche“, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will zur APA. Die Forderung nach einer Erhöhung auf maximal 80 Wochenstunden sei unter den Handelsverband-Mitgliedern derzeit „nicht mehrheitsfähig“.

Der Handelsverband als freie Interessenvertretung zählt rund 4.000 Handelsbetriebe als Mitglieder, die hierzulande rund 300.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Unterschiedliche Händler würden „eine unterschiedliche Linie“ bei den Öffnungszeiten forcieren, so der Handelsverband-Geschäftsführer.

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Das Öffnungszeitengesetz sei ein „sehr nostalgisches Gesetz“, das Kundenverhalten habe sich geändert, sagte der Billa/Bipa-Konzernchef kürzlich im APA-Interview. Der Rewe-Österreich-Chef hatte bereits 2020 auf eine Liberalisierung der Öffnungszeiten unter der Woche gedrängt. Damals hatte er vorgeschlagen, zum Beispiel Filialen in der Stadt bis 23 Uhr offen halten zu dürfen, während man an Standorten, die von Pendlern stark frequentiert werden, gerne schon ab 6 Uhr in der Früh aufsperren würde. Das geht sich wegen der 72-Stunden-Regelung pro Woche nicht aus. Grundsätzlich ist das Offenhalten der Geschäfte in Österreich von Montag bis Freitag von 6.00 bis 21.00 Uhr und am Samstag von 6.00 bis 18.00 Uhr zulässig.

Die Drogeriemarktkette dm lehnt eine Ausweitung der Ladenöffnung ab. „Längere Öffnungszeiten in den Abend hinein wäre eine sehr teure Serviceleistung, die letztlich auch jene mitbezahlen müssen, die tagsüber einkaufen“, so dm-Österreich-Geschäftsführer Harald Bauer am Mittwoch in einer Aussendung. Da der Bedarf an Lebensmitteln oder Drogerieprodukten durch erweiterte Öffnungszeiten kaum steigerbar sei, würden diese die Produktivität der Händler schwächen. „Letztlich würden sich diese zusätzlichen Kosten in höheren Verbraucherpreisen niederschlagen, was nicht zuletzt angesichts der gerade zurückliegenden Teuerungen alles andere als wünschenswert ist“, sagte Bauer. Auch „mit Blick auf die Situation am Arbeitsmarkt und im Sinn attraktiver Arbeitsplätze im Handel“ sieht der dm-Manager verlängerte Öffnungszeiten kritisch.

Beim Designer Outlet Parndorf will man sich mit Forderungen punkto Öffnungszeiten nicht zu weit hinauslehnen, wenngleich Center-Chef Mario Schwann einräumte, dass Kunden gerne in den Abend hinein shoppen würden und Outlet-Center in den umliegenden Ländern auch sonntags geöffnet hätten. Von Juni bis August und rund um die Weihnachtszeit dehnt das Outlet in Parndorf aber die Öffnungszeiten aus und lässt Montag bis Freitag bis 21 Uhr offen. Vorstöße, die Zeiten auch am Samstag über die erlaubten 18 Uhr auszuweiten, seien gescheitert. „Die Sozialpartner haben sich dagegen gestellt und das ist zu akzeptieren“, sagte Schwann am Donnerstag bei einem Pressegespräch.

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Die Gewerkschaft GPA hat sich in der Vergangenheit traditionell lautstark gegen eine Liberalisierung ausgesprochen. „Durch eine Ausweitung der Öffnungszeiten würde man der Attraktivität der Branche für Beschäftigte keinen guten Dienst erweisen. Schon jetzt leiden die Angestellten unter enormen Stress und Arbeitsdruck aufgrund von Personalmangel“, so der Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA, Martin Müllauer. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten würde die Situation noch weiter verschärfen. Arbeitszeiten ab 6 Uhr und bis 23 Uhr seien weder „beschäftigten- und schon gar nicht familienfreundlich“.

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