„Wenn man in Europa gemeinsam auftritt, ist einiges möglich“

Österreich-bayerische Bauernallianz gegen umstrittene EU-Vorhaben

Gossen ihre teils recht vehementen Einwände gegen strittige Brüsseler Pläne in eine gemeinsame Resolution: Österreichs Bauernbund-Präsident Georg Strasser (r.) und Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes. Sie sehen sich als „Vertreter von insgesamt 736.000 Mitgliedern, die ähnliche Interessen haben und vor denselben Herausforderungen stehen“.
Gossen ihre teils recht vehementen Einwände gegen strittige Brüsseler Pläne in eine gemeinsame Resolution: Österreichs Bauernbund-Präsident Georg Strasser (r.) und Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes. Sie sehen sich als „Vertreter von insgesamt 736.000 Mitgliedern, die ähnliche Interessen haben und vor denselben Herausforderungen stehen“. © Bauernbund/Klemm

Ausgerechnet der Wolf, der sich — sehr zum Leidwesen der Bauern — zunehmend auch hierzulande wohl fühlt, macht Bauernbund-Präsident Georg Strasser Mut. „Wenn man in Europa gemeinsam auftritt, ist einiges möglich“, sagt Strasser unter Verweis auf die jüngste Resolution des EU-Parlaments, in der eine Mehrheit der Abgeordneten eine „Abschwächung des Schutzstatus“ von Meister Isegrim fordert.

Gründe für ein gemeinsames Auftreten sehen die Vertreter der Landwirtschaft zur Genüge, wie sie am Freitag auch beim Österreichisch-Bayerischen Bauerntag im Rahmen der Agraria 2022 in Wels klar machten.

Ihre Positionen zu — für die Bauern — strittigen EU-Vorhaben gossen der Österreichische Bauernbund und der Bayerische Bauernverband in eine Resolution, die am Bauerntag viel Gesprächsstoff bot. Und so heißt es in der Resolution unter anderem ganz unmissverständlich: Es seien „auf europäischer Ebene Richtlinin und Verordnungen in Diskussion, die die Versorgungs- und Ernährungssicherheit gefährden“.

Die Bereiche, in denen es aus Sicht der Bauernvertreter noch sehr viel Gesprächsbedarf mit Brüssel gibt, sind vielfältig. Die geplante Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln etwa nennen Präsident Strasser und sein bayerisches Gegenüber Günther Felßner „ein willkürliches politisches Ziel ohne fachliche oder wissenschaftliche Basis“.

„Gut gedacht ist nicht immer gut gemacht“

Der Green Deal insgesamt wird zwar von beiden in seiner Grundintention begrüßt, „aber gut gedacht ist nicht immer gut gemacht“, sagt Felßner. Man gehe hier insofern „falsche Wege“, als man heimische Produkte abbaue und Importe forciere. Man wäre aber „gut beraten, sich auf die eigene Versorgungssicherheit zu konzentrieren“.

Das betrifft etwa auch die Biomasse, deren Nutzung ein „Gebot der Stunde“ sei. Hier über „Einschränkungen zu reden, ist nicht nachvollziehbar und nicht erklärbar“, schließt sich auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnigt der Kritik an.

Auf eine breite österreichisch-bayerische Ablehnungsfront stößt auch der Kommissionsvorschlag über die Wiederherstellung der Natur. „Diese Überlegungen stellen einen radikalen Eingriff in die Landwirtschaft, in ihre Produktionsgrundlage und in die nachhaltige Waldbewirtschaftung dar“, heißt es in der Resolution. In Bezug auf das Lieferkettengesetz wiederum warnen die Bauernvertreter vor „unnötigen administrativen Vorgaben“.

„Allianzen werden uns zum Erfolg führen“

Ungeachtet einer Fülle an brisanten Themen setzen die Bauernvertreter aber weiter auf Verhandlungen, von Demonstrationen in Brüssel, wie man sie aus der Vergangenheit kennt, will man vorerst nichts wissen. Man solle „kluge Allianzen bilden“, so Minister Totschnig, denn „angesichts der Vorschläge müsste man in Brüssel ein Dauerzelt aufstellen“. Auch Strasser stößt in dieses Horn: Es brauche Lösungen „und einen klaren Kopf für diesen Marathon“. Und Strasser ist gegenüber dem VOLKSBLATT überzeugt: „Diese Allianzen werden uns zum Erfolg führen“.

Von Markus Ebert

Das könnte Sie auch interessieren