Wiener Börse gab massiv nach: ATX tiefrot

Die Wiener Börse hat am Montag vor dem Hintergrund der kursierenden Sorgen um den US-Bankensektor mit starken Verlusten geschlossen. Der ATX büßte 4,08 Prozent auf 3.305,33 Punkte ein. Der breiter gefasste ATX Prime fiel um 3,9 Prozent auf 1.667,50 Zähler. Auch an anderen Börsen ging es stark nacht unten. So verloren der DAX und der Euro-Stoxx-50 jeweils rund 3 Prozent.

Belastet wurde der ATX von den Verlusten der Bankwerte. BAWAG verloren 9,0 Prozent, Aktien der Erste Group fielen um 5,5 Prozent und RBI gaben um 3,7 Prozent nach. Banktitel fanden sich europaweit unter den größeren Verlierern. Aber auch Aktien anderer Branchen gaben in Wien stark nach. So verloren etwa Andritz 5,8 Prozent, Wienerberger büßten 5,1 Prozent ein.

Hintergrund der Verluste sind weiter die Entwicklungen rund um die in Schieflage geratene Silicon Valley Bank. Die US-Aufsichtsbehörden hatten zwar wegen Turbulenzen in Teilen des US-Bankensektors eingegriffen, doch die Unsicherheit bleibt.

So war vor dem Wochenende die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte SVB nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Am Wochenende hatten Finanzministerium, Notenbank und die Einlagensicherungsbehörde erklärt, dass Einlagen bei der SVB und einem weiteren Institut geschützt würden.

Der SVB-Bankrott ist aus Sicht von österreichischen Finanzmarktexperten aber nicht mit jener Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers, die 2008 die weltweite Finanzkrise ausgelöst hat, vergleichbar. „Die SVB ist eine Spezialinstitut, das sich primär dem Wagniskapital verschrieben hat“, sagte der Finanzexperte Peter Brezinschek am Montag zur APA. Auch Wifo-Fachmann Thomas Url sieht darin ein „lokales, sektorspezifisches Ereignis“.

Die Analysten des Brokers IG sehen in der SVB das erste Opfer der rasanten Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation. „Die straffen Zinserhöhungen der Fed haben offenbar zu Stress in den US-Bankbilanzen geführt“, schreiben auch die Commerzbank-Analysten. „Nach den Nahtod-Erfahrungen im Jahr 2008 haben die weltweiten Notenbanken aber gelernt und Vorkehrungen getroffen. Auch Finanzministerin Janet Yellen beruhigt die Märkte, dass das Bankensystem sicher sei“, so der IG-Analyst Christian Henke.

Eine weitere starke Zinserhöhung bei der nächsten US-Notenbanksitzung dürfte damit vorerst vom Tisch sein, so Henke. Für die Analysten der Commerzbank ist es angesichts der jüngsten Entwicklungen ebenfalls fraglich, ob die Fed in der kommenden Woche die Zinsen erneut um 50 Basispunkte erhöhen wird.

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