„Wir sind Marktführer, aber nicht einmal in Linz kennt man uns“

Orangenpressen von Citrocasa im Alltag omnipräsent, aber ohne Beachtung

Oft gesehen, aber kaum jemand registriert die Leistung dahinter aus Oberösterreich. Zu den Maschinen liefert das Unternehmen jährlich 6,5 Mio. Tonnen Orangen an die Abnehmer.
Oft gesehen, aber kaum jemand registriert die Leistung dahinter aus Oberösterreich. Zu den Maschinen liefert das Unternehmen jährlich 6,5 Mio. Tonnen Orangen an die Abnehmer. © Citrocasa

Es ist ein geflügelter Begriff, jener des „Hidden Champion“. Gemeint sind damit meist mittelgroße Unternehmen, die national oder international zu den besten gehören, aber die außerhalb der Region kaum jemand kennt. Auf die Spitze des „Hidden“schafft es wohl Citrocasa. Beheimatet seit knapp 30 Jahren im Linzer Industriepark, seit 2014 unter dem Dach des Berentzen-Konzerns, führt man ein eher stiefmütterliches Dasein. Und ist trotz turbulenter Geschichte österreichischer Marktführer und Premiumhersteller von Orangensaftpressen. Kaum jemand dürfte sie in diversen Supermärkten (Kunden sind etwa Spar und Rewe) oder auch in Hotels noch nicht gesehen haben.

Neun in Sieben zeugen von internen Problemen

Dass man unter dem Radar der Aufmerksamkeit fliegt dürfte in den vergangenen Jahren dem Unternehmen und der Konzernmutter wohl nicht ungelegen gekommen sein. Neun verschiedene Geschäftsführer seit 2014 lassen einen eher Parallelen ziehen zu Fußballklubs wie Austria Wien und deren bescheidener Performance. Doch man hielt sich am Abgrund stehend (massive Mitarbeiter-Fluktuation, Kampf um große Abnehmer) noch als Branchenprimus. In Österreich liegt der Marktanteil weiter bei knapp 90 Prozent, mit rund 40 Mitarbeitern und 18 Mio. Euro Jahresumsatz ist die Basis für eine in Umsetzung befindliche Strukturänderung vorhanden.

„Feuerwehrmann“ geholt

In der größten Krise schickte Berentzen mit Stephan Susen einen im Konzern etablierten Fachmann nach Linz, um das Ruder rüber zu reißen. Er krempelte um und brachte das Unternehmen augenscheinlich wieder auf Kurs. Gingen vorher Mitarbeiter gerne freiwillig, ist man nun dabei die Stammmannschaft wieder weiter auszubauen. Auch am Außenauftritt wird gefeilt, das Büro neu gestaltet. „Es soll wieder eine Start-up-Mentalität entstehen“, so Susen im VOLKSBLATT-Gespräch.

Der Start-up-Gedanke trotz 30-jähriger Firmenhistorie mit der Etablierung als Premium-Hersteller hat auch mit der geringen Bekanntheit zu tun, er lässt sich verkaufen. „Wir sind Marktführer, aber nicht einmal in Linz kennt man uns. Taxifahrer schickt man am besten zum Burger King bei der Industriezeile, um zu uns zu kommen“, scherzt Susen.

„Freude an der Arbeit“

Nun soll es aber geschäftlich wie außenwirksam aufwärts gehen. Man will wachsen, zweistellige Prozentzuwächse wünscht man sich, auch am nach Übernahmen sich in Umwälzungen befindlichen deutschen Markt will man künftig größer mitmischen. Das farblose Firmenlogo in der Industriezeile wurde bereits ausgetauscht, mit Benefits wie Öffi-Ermäßigungen, Essenszuschüssen oder neuen Arbeitszeitmodellen will man Mitarbeiter ins Unternehmen holen. Mögliches Absatzpotenzial sieht man auch in der auf Wellness setzende Hotellerie. „Dort passt frisch gepresster Orangensaft gut dazu“, so Susen.

Von Christoph Steiner

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