
In Österreich werden heuer nach Branchenschätzungen mehr Wohnungen gebaut, die Bautätigkeit dürfte dann aber abflachen. 2023 zeichnet sich damit als weiteres Rekordjahr bei den Fertigstellungen ab, heißt es in einer Aussendung des Fachverbandes der Immobilientreuhänder. So werden rund 47.700 fertiggestellte Wohneinheiten in Österreich erwartet. „Das entspricht einem Plus von 4,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022“, so stellvertretender Fachverbandsobmann Michael Pisecky.
Der Wirtschaftskammer-Fachverband und der Immobiliendatenspezialist Exploreal haben am Dienstag Kennzahlen und Fertigstellungen von Bauträgerprojekten 2021 bis 2023 für den Neubauwohnungsmarkt präsentiert. Insgesamt wurden österreichweit etwa 4.700 Projekte mit rund 129.000 Wohneinheiten ausgewertet.
Obwohl die Branche auf zwei Rekordjahre bei den Fertigstellungen blickt, rechnen die Branchenvertreter mit einem Rückgang der Fertigstellungsquote. Im Vergleich zum Vorjahresbericht, der die Jahre 2020 bis 2022 betrachtet, werde die Fertigstellungsquote von 4,84 auf 3,68 Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner sinken. Die Gründe: 2022 konnten nicht alle geplanten Neubauten fertiggestellt werden, gleichzeitig steigt die Einwohnerzahl. Auch einige für 2023 geplante Fertigstellungen könnten sich nach hinten verschieben, sagt Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. „Grund dafür sind die Baupreise, Lieferschwierigkeiten und die leider eingetretene Kreditklemme durch die KIM-Verordnung.“
Die KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) gilt seit August 2022 und sieht strengere Regeln bei der Wohnkreditvergabe vor. „Wir erleben bereits einen Einbruch von 80 Prozent der vergebenen Wohnbaukredite“, sagte Gollenz zur APA.
Die steigende Nachfrage nach Wohnraum konnte in den vergangenen Jahren durch eine rege Bautätigkeit der Projektentwickler gut abgedeckt werden, heißt es in der Aussendung. Anhand der Baugenehmigungen zeichne sich aber bereits ein Rückgang der Fertigstellungen ab. „Sollte der Rückgang auf eine gleichbleibende Nachfrage treffen, so könnte es in den kommenden Jahren einen Engpass bei den Wohneinheiten geben“, sagt stellvertretender Fachverbandsobmann Johannes Wild.
Österreichweit werden rund drei Fünftel der Wohnbauleistung von gewerblichen Bauträgern erbracht, die überwiegend den Eigentumsbereich bedienen. Die gemeinnützigen Genossenschaften hingegen bringen mehr als drei Viertel ihrer Wohnungen als Mietwohnungen auf den Markt. Die typische Wohnung ist den Angaben zufolge rund 68 Quadratmeter groß. Die meisten Kleinwohnungen mit überwiegend 1-2 Zimmern werden nach wie vor in Wien und in der Steiermark errichtet. Die größten Wohnungen entstehen in Oberösterreich und im Burgenland.
„Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise haben sich in allen Bundesländern erhöht“, so Exploreal-Geschäftsführer Matthias Gosse laut Aussendung. Allerdings fielen die Steigerungen unterschiedlich aus. Diese reichten von 1,5 Prozent in Salzburg bis 14,8 Prozent in Tirol. Tirol habe mit rund 6.000 Euro pro Quadratmeter die höchsten Durchschnittspreise. Ähnlich hoch sei der Quadratmeterpreis in Wien. Am günstigsten kaufe man nach wie vor in der Steiermark, mit gut 3.600 Euro pro Quadratmeter.