Wo er einst aufgebahrt lag

Egyd Gstättner führt wieder durch seine Heimatstadt Klagenfurt

Egyd Gsättner: Klagenfurt. Was der Tourist sehen sollte. Picus Verlag, 192 Seiten, 20 Euro © Picus Verlag

Er ist seiner Geburtsstadt treu geblieben und so viele sind das nicht, die das tun. Schon gar nicht, wenn sie wie Egyd Gstättner im künstlerischen Fach zu Hause sind. Der 1962 geborene Autor widmete sich Klagenfurt bereits 2010 mit dem „Literarisches Portrait [sic] einer Stadt“, exakt zehn Jahre danach zeigt er auf, „Was der Tourist sehen sollte“.

Wobei der Autor („Das Mädchen im See“) es dabei natürlich nicht bei einem schnöden Reiseführer belässt. Gstättner schweift herum, lässt sich nieder — etwa an Gräbern berühmter Klagenfurter wie Ingeborg Bachmann (die, so mutmaßt Gstättner, wohl lieber unter römischer Erde begraben hätte werden wollen. Soviel Wahrheit muss zumutbar sein).

Ausführlich wird auch über den KAC berichtet und alles was dazu gehört zum Kult-Eishockey-Club. Vielleicht auch eine Zumutung für Fans aus Villach. Für Kenner der kleinen Stadt im Süden ist es eine hübsche Reise durch Bekanntes, denn gar so viel verändert sich nicht in den Jahren.

Doch manches doch und darauf verweist Gstättner auch — auf geschlossene Lokale etwa wie die ehemalige Hirter Botschaft, auf deren Toilette ein einstiger Landeshauptmann fast sein Leben verloren hat. Dem wohl berühmtesten Landeshauptmann Kärntens, der aber nicht in der Landeshauptstadt sein Leben verlor, sondern auf der Straße, die, folgt man ihr, direkt nach Slowenien führt, widmet Gstättner ein ganzes Kapitel, „Vom Landeshauptmann“ betitelt.

Beginnen tut alles mit dem Warten auf den Kaffee im Landhaushof und damit direkt unter dem einstigen Aufbahrungsort Jörg Haiders. Und es endet mit mindestens 142 km/h und 1,8 Promille im Ortsgebiet. Egyd Gstättner holt das Maximum aus der 100.000-Einwohner-Stadt heraus, frischt alles um aktuelle Ereignisse rund um Klagenfurt auf und lockt vielleicht doch noch den einen oder anderen Touristen auch einmal vom Wörthersee-Ufer weg . M. Moshammer

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