Wo Natur und Mensch noch eins sind

„Der Albtraum der Schamen“ der Linzer Filmemacherin Natalie Halla läuft heute bei Crossing Europe

Wegen des Klimawandels und des dadurch ausbleibenden Schnees sind die letzten Dhuka-Rentier-Nomaden vom Aussterben bedroht.
Wegen des Klimawandels und des dadurch ausbleibenden Schnees sind die letzten Dhuka-Rentier-Nomaden vom Aussterben bedroht. © Crossing Europe/„Der Albtraum der Schamanen“

Die großartigen Landschaften, die die Kamera überfliegt, sind so bedroht wie die Menschen, die in diesen entfernten Winkeln der Erde leben. Mensch und Natur gehören zusammen, das Überleben des einen bedingt den Fortbestand des anderen.

Das ist eine der simplen und der westlichen Welt doch oft so fernen Botschaften, die die Doku „Der Albtraum der Schamanen“ der Linzer Filmemacherin Natalie Halla transportiert, die heute bei Crossing Europe (15.45, Ursulinensaal) Premiere hat.

Wieder widmet sich Halla anderen Kulturen und man hat das Gefühl, die Filmemacherin ist überall zuhause. Wohl auch einer der Gründe, warum sich ihr die Menschen öffnen, die doch in einer so völlig anderen Welt leben und denen Halla sehr warm und einfühlsam begegnet. Persönliche Worte findet sie auch im Film immer wieder als Stimme aus dem Off.

Eigentlich hatte Halla herausfinden wollen, was Schamanen auf der ganzen Welt gemein ist, verlassen hat sie die indigenen Naturvölker mit dem Versprechen, ihren Anliegen und die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind, eine Stimme zu geben.

Halla spürt die Bedrohungen auf, dokumentiert aber auch die Parallelen zwischen den Waorani-Indianern im Urwald in Ecuador, den letzten Rentier-Nomaden in der Mongolei, dem Stamm der Himba in Namibia und Seenomaden in Malaysia.

Die Himba-Männer mussten in die Stadt, um zu arbeiten, weil ihnen mit der Trockenheit ihre Nahrungsgrundlage entzogen wurde. Die Seenomaden leiden unter dem Korallensterben und der Überfischung.

All diese Völker holen sich ihre Medizin frisch aus der Natur, gehen jagen, ihre Kinder spielen mit Tieren anstelle von Spielsachen. Und die Schamanen haben ein Gespür, das wir wohl irgendwann verloren haben.

Tiere und Pflanzen sind ihre Kraftquellen, aber auch ihre Verbindung zwischen Dies- und Jenseits. Gemein ist ihnen auch der allergrößte Respekt vor der Natur, die sie um jeden Preis beschützen wollen: gegen die Rodung des Waldes durch große Ölfirmen, den Klimawandel …

Eine wunderschöne Reise, die an besondere Plätze und zu besonderen Menschen führt und eine eindringliche Mahnung, mehr auf unsere Welt zu achten, die mit einem Zitat der Schamanin Saintsegseg schließt: „Wir denken bei unseren Entscheidungen an die siebte Generation.“

Von Melanie Wagenhofer

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