Zeit seines Lebens ein „Anwalt der kleinen Leute“

Vor wenigen Tagen verstarb im 91. Lebensjahr der langjährige ÖVP-Sozialpolitiker Franz Hofer

Dieses Bild stammt aus dem Buch „Der Oberösterreichische Landtag“ von Wolfgang Pesendorfer, erschienen ist es 1989 im Universitätsverlag Trauner. Es zeigt die Mitglieder des ÖVP-Landtagsklubs im Jahr 1977, Abgeordneter Franz Hofer ist in der mittleren Reihe als Zweiter von rechts zu sehen. Sitzend als Vierter von links sieht man Landeshauptmann Erwin Wenzl, rechts neben ihm sein späterer Nachfolger, Landesrat Josef Ratzenböck. © ÖVP-Landtagsklub

Er war Zeit seines Lebens ein „Anwalt der kleinen Leute“, insbesondere mit seiner Funktion als Sozialsprecher der ÖVP Oberösterreich im oberösterreichischen Landtag von 1971 bis 1985.

Seine hohe fachliche Kompetenz, seine berufliche Erfahrung als Direktor der Sozialversicherung der Bauern und vor allem seine zutiefst christlich soziale Gesinnung, haben ihn für diese Aufgabe prädestiniert.

Am 19. April ist Franz Hofer im 91. Lebensjahr, nach langer schwerer Krankheit, verstorben. Seine Beisetzung fand „coronabedingt“ im engsten Familienkreis am 24. April statt.

Erstes von elf Kindern

Franz Hofer wurde am 8. Juli 1929 in Stroheim geboren, als erstes von elf Kindern der Bauernfamilie Franz und Maria Hofer. Nach dem Besuch der Volksschule Stroheim-Reith, der Matura am akademischen Gymnasium 1950, folgte das Jus-Studium an der Universität in Graz, wo er 1955 zum Doktor der Rechtswissenschaften promovierte. Im selben Jahr heiratete er seine Gattin Rosa. Aus der gemeinsame Ehe stammen drei Kinder, Wolfgang, Gabriele und Doris. Besonderer Tiefschlag für Franz und seine Gattin war der Tod der Tochter Doris 1969 im Alter von nur knapp neun Jahren.

Ab 1957 politisch aktiv

Beruflich landete Franz Hofer am 1. April 1955, als Rechtsreferent bei der land- und forstwirtschaftlichen Sozialversicherung, die Krönung seines Berufslebens war die Direktorenfunktion bei der Sozialversicherung der Bauern, die er bis 1989 inne hatte.

Seine politische Laufbahn begann schon 1957 als ÖAAB-Obmann von Leonding, 1961 zog er in den Gemeinderat und Gemeindevorstand ein und wurde 1965 Stadtparteiobmann von Leonding und 1967 Vizebürgermeister.

Im selben Jahr wurde er in Nachfolge von LAbg. Karl Blaimschein Bezirksparteiobmann von Linz-Land, was er bis 1985 blieb und ich ihm in dieser Funktion nachfolgte.

Ab 1971 Abgeordneter

Von 1971 bis 1985 gehörte Franz Hofer als Abgeordneter dem OÖ Landtag an und engagierte sich besonders in allen sozialen Fragen. Das OÖ Sozialhilfegesetz 1973, das OÖ Behindertengesetz 1976 und die OÖ Landarbeitsordnung von 1977 tragen sehr wesentlich die Handschrift von Franz Hofer.

Vielgesuchter Ratgeber

Franz Hofer war in sozialen Fragen ein besonderer Experte und ein vielgesuchter Ratgeber. Er konnte sich aus kleinen Verhältnissen kommend, auch sehr gut in die Rolle von Menschen versetzen, die zu den Schwächeren in der Gesellschaft gehörten.

Franz Hofer war seinem Wesen nach sehr besonnen — ruhig und ausgeglichen, stand sehr fest auf dem Fundament der christlich- sozialen Weltanschauung, von der er sich seit seiner Zeit bei der Katholischen Hochschule in Graz engagierte.

Ruhig und konsequent

Franz Hofer war trotz Ruhe und Ausgeglichenheit aber ein sehr konsequenter Verfechter seiner politischen Ziele, besonders im Sozialbereich, wo er auch im Bezirk Linz-Land als Vorstandsmitglied im Sozialhilfeverband am Aufbau einer zeitgemäßen sozialen Infrastruktur (insbesondere Alten- und Pflegeheime) federführend mitwirkte.

Geistige Enge, Intoleranz, Ungerechtigkeit, sture Parteipolitik konnte er nicht aushalten. Da konnte er mitunter auch sehr laut und heftig werden. Bei ihm stand immer der Mensch mit seinen Sorgen und Nöten im Mittelpunkt seiner politischen Überlegungen, er war mir deswegen immer ein großes Vorbild.

Theologie-Studium

Als er 1989 in Pension ging, erfüllte er sich persönlich einen großen Wunsch, der aber für ihn eine nicht kleine Herausforderung bedeutete. Er begann das Theologie-Studium an der Katholischen Hochschule in Linz, das er bereits 1996 mit dem Magisterium der Theologie abschloss. Anschließend war er „ehrenamtlich“ Pastoralassistent und Pfarrhelfer in seiner ursprünglichen Heimatgemeinde Stroheim, der er sich Zeit seines Lebens besonders verbunden fühlte und wo er auch am Mayrhoferberg ein Haus errichtete. So lange es seine Gesundheit erlaubte, war er ehrenamtlich im kirchlichen Bereich tätig.

Am 19. April dieses Jahres ist mit ihm ein großer Sozialpolitiker der 70er und 80er-Jahre von uns gegangen! Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, der jetzige Bezirksparteiobmann von Linz-Land Landtagspräsident Wolfgang Stanek und viele führende Politiker unseres Landes, würdigten in diesen Tagen sein großes Lebenswerk.

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