Zwei Hitzköpfe und zwei coole Ladies

Frauen/Männer-Doppel-Duo im Linzer Posthof: Flüsterzweieck und Christoph&Lollo

Geballt: Christoph&Lollo und Flüsterzweieck
Geballt: Christoph&Lollo und Flüsterzweieck © Ingo Pertramer & Arnold Pöschl

Unscheinbar, unsicher sitzen sie auf der Bühne als das Licht angeht, Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger, das Flüsterzweieck. Die zwei souveränen Kerle neben ihnen Christoph&Lollo (Christoph Drexler, Lorenz Pichler), legen musikalisch los, singen von Umweltkatastrophen, allgemeiner Verblödung, korrupten Widerlingen. „Mitten ins Hirn“ heißt ihr zehntes Programm. „Kult“ das fünfte von Flüsterzweieck. Abwechselnd präsentierten sich die Kabarett-Duos am Freitag im Posthof.

Emanzipierte Männer können den Haushalt besser, einen Nobelpreis erwarten sie aber schon dafür. Klassenkämpferisch brüllen die Herren ihren Zorn hinaus in die Welt, verpacken Inseraten-Millionenbeträge in Poesie und Musik, reißen mit in die Wut, in ihren Blues.

„In zweiter Trausamkeit“ irren daneben Flüsterzweieck durch eine unübersichtliche Gegenwart. Intimes Liebesgeflüster am Handy, vorbei an jeglichem Sinn, trifft so punktgenau wie aufgeblähtes Volkstum. Ihr Auftritt in aufblasbaren Kostümen zu einer unverständlichen, aber mehr als deutlichen Kunstsprache, demonstriert ihr profundes Können als Schauspielerinnen. Ein wortgewandter Spaziergang auf dem schmalen Grat zwischen Banalität und Apokalypse. Man sehnt sich nach dem nächsten Lockdown, viel Zeit haben für „die schönsten Zähne in der Quarantäne“.

„Wer Sturm sät wird Liebstöckl ernten“

Dominant stehen die Männer von Beginn weg auf der Bühne. Die zunächst schüchternen Frauen lassen von Anfang an ihre Gefährlichkeit wittern, zickig, fest verankert in allem was sich „sozial“ nennt, revolutionär, link, angepasst. Fäkal geht’s immer, überall und ganz normal zu, generell auf der gschissanen Welt, zutiefst philosophisch, aber auch individuell, wenn der Installateur gerade das Klo richtet, mit vorgeblichem Verständnis reden sie, egal was, aber immer aneinander vorbei. Auch das Publikum ist nicht gefeit vor Verschwörungen: „Glauben sie wirklich, dass Sie freiwillig hier im Dunklen auf einem Sessel sitzen, auf ein Licht warten und dafür auch noch zahlen?“ ätzen die Männer. „Wer Sturm sät wird Liebstöckl ernten“, lenken die Ladies ab vom Zorn übers Tagesgeschehen. Als Draufgabe verballhornen Christoph und Lollo in feinstem Italienisch den Schmachtfetzen „Tornero“, Flüsterzweieck rudern pantomimisch in den Sonnenuntergang. Ohne Männer kehren sie zurück in den Posthof am 8. Dezember. Christoph und Lollo ziehen weiter nach Peuerbach, dann durch Österreich und Deutschland. Eva Hammer

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