Zweideutiger Blick auf Josef Bauer

Lentos feiert Wiedereröffnung mit Schau des oö. Konzeptkünstlers

Josef Bauer: Landschaftmalerei „Linz Blick gegen Norden“, 1997
Josef Bauer: Landschaftmalerei „Linz Blick gegen Norden“, 1997 © Bauer/Krobath

„Das Bild lässt alles offen und die Sprache engt ein“, erkannte Josef Bauer vor Jahrzehnten, als er von 1956 bis 1964 an der Linzer Kunstschule bei Herbert Dimmel studierte. 1934 wurde er in Wels geboren, aufgewachsen ist er in Gunskirchen. Jetzt widmet das Linzer Kunstmuseum Lentos dem Konzeptkünstler eine Personale und läutet damit auch die Wiedereröffnung nach der coronabedingten Pause ein.

„Josef Bauer zählt zu den wichtigsten österreichischen Künstlern der Gegenwart“, betont die Linzer Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer: „Bauers Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kulturpreis der Stadt Linz 1994.“

Die Ausstellung im Lentos ist eine Installation, in der Arbeiten Bauers aus allen Werkphasen gezeigt und in Beziehung gesetzt werden. Zu sehen ist die von Brigitte Reutner kuratierte Schau unter dem Titel „Demonstration“ bis 4. Oktober.

Präsentation und Protest

„Die Doppelbedeutung des Ausstellungstitels ,Demonstration’ verweist zum einen auf die Geste des Präsentierens, zum anderen auf den Ausdruck politischen Protests — zwei Themen, die in Bauers Werk wesentliche Rollen spielen“, erklärt Lentos-Direktorin Hemma Schmutz.

Bauer widmet sich in seinem Schaffen durchgehend der unterschiedlichen Wahrnehmung von Bild und Text. Er abstrahiert Zeichen, Ziffern, Sprachfragmente und Alltagsobjekte. Bilder der Studentenunruhen in Paris 1968 führten ihn dazu, sich mit den Möglichkeiten politischer Agitation zu befassen. Schon früh stand er in Beziehung zu Vertretern der Wiener Gruppe und der Konkreten Poesie in Deutschland.

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Die in Zusammenarbeit mit dem Belvedere in Wien entstandene Ausstellung zeigt Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Fotografien ab 1950 bis zuletzt. Reutner ordnete nicht chronologisch an, sie präsentiert Themengruppen. Beispielsweise Serien im Zusammenhang mit Texten von Heimrad Bäcker, die sich mit den Gräueln und Schrecken im KZ Mauthausen auseinandersetzen, ebenso eine 2011 entstandene Soldatenserie oder eine Fotoserie „NS-Skulpturen“ von 2018.

Weitere Themen sind die Konzeptkunst. Unter anderem „Doris — Installation mit Placebos“. In der von 2001 bis 2019 entstandenen Arbeit ist nicht das Gegenständliche wesentlich, sondern das Gedachte, Vorgestellte, Begriffliche. Schuhe mit hohen Absätzen, bunte Sonnenbrillen und Kleidungsstücke sind Platzhalter für die abwesende Person. Mehrere Werke befassen sich mit Farb- und Sprachwahrnehmung sowie Performance.

Begleitung in Lentos

Zur Wiedereröffnung bietet das Lentos, wie berichtet, ein besonderes „Begleitprogramm“: Unter dem Motto „Kommen Sie in Begleitung!“ wird beim Kauf einer Eintrittskarte zum Vollpreis ein zusätzliches Ticket für eine Begleitperson kostenlos ausgegeben.

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