Zwischen Hobellied und Elektroschrauber

Bruckmühle Pregarten: Ferdinand Raimunds „Der Verschwender“ in adaptierter Fassung

Turbulent ging´s zu.
Turbulent ging´s zu. © Bruckmühle

Mut gehört dazu, bei einem so bekannten Stück wie Ferdinand Raimunds „Der Verschwender“ an der Patina des Gewohnten zu kratzen. Nicht nur Mut, sondern auch Sensibilität für den Unterschied zwischen Zeitbedingtheit und Allgemeingültigkeit.

Bei den Aistfestspielen in der Bruckmühle in Pregarten wird beides bewiesen: Mut und Sensibilität. Premiere im romantischen Freiluft-Ambiente an der Aist war am vergangenen Freitag.

Reich und oberflächlich

1834 schrieb Ferdinand Raimund sein „Original-Zaubermärchen in drei Aufzügen“ rund um den reichen Herren von Flottwell, der mit seinem Geld bedenkenlos um sich wirft und ein oberflächliches Leben führt. Ein „Verschwender“ eben, begünstigt durch die Fee Cheristane. Sie sollte auf der Welt Gutes tun, schenkt aber die Perlen ihrer Krone fast zur Gänze Flottwell, in den sie ganz irdisch verliebt ist.

Das Ganze verkehrt sich ins Gegenteil, Flottwell muss fliehen, verliert alles und kehrt nach 20 Jahren als Bettler zurück. Hier ist es der gutmütige Tischler Valentin, der seinen früheren Herren wieder aufnimmt. Und dank der Fee Cheristane und seines Schutzgeists Azur wendet sich am Ende für Flottwell alles zum Guten.

Bruckmühle-Chef Richard Maynau konzentriert sich auf den bis heute gültigen Inhalt. So treten auch Raimunds Figuren in unserer gewohnten Alltagskleidung auf, selbst die Fee hat wenig von außerirdischem Outfit. Neureiche, die ihr Vermögen und damit auch ihr Leben bedenkenlos „verschwenden“, gab und gibt es zu jederzeit. Raimunds Flottwell mäandert heute durch die Partys der High Society, ist getrieben vom Haben- und Dabeisein-Müssen und verfällt in Depression, sollte er eine Woche lang nicht in den „Seitenblicken“ vorkommen.

Hinzu kommen Korruption und Hemmungslosigkeit, wenn es um den eigenen Vorteil geht. Raimunds Kammerdiener „Wolf“ ist bei Maynau der gleichnamige „Geschäftsführer“. Wie auch Flottwell selbst ein Firmenchef im heutigen Sinn, der keine „Bedienten“ hat, sondern Mitarbeiter.

Und „Valentin“ ist in der Bruckmühle zwar Tischler, aber mit Elektroschrauber und Motorrad. Das berühmte „Hobellied“ bleibt, wie es ist, vorgetragen allerdings von zwei Valentins – einem jungen und einem alten. Emotionen und die Romantik fehlen nicht, Sprache und Witz Raimunds bleiben erhalten, die Musik fügt sich in die Produktion ein.

Spielfreudiges Ensemble

Einzelne Darsteller aus dem mehr als 20 Leute umfassenden, spielfreudigen Ensemble hervorzuheben, wäre unfair. Alle tragen ihren Teil zu dem gelungenen Ganzen bei. Sie alle sind zwar keine Profis, aber erfahrene Mitglieder der diversen Amateurbühnen im Mühlviertel. Insofern erweisen sich die Aistfestspiele erneut auch als wichtiger Beitrag zum Kultursommer der gesamten Region. Das Publikum bei der Premiere war begeistert und „verschwendete“ große Mengen Beifall.

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