Eine besondere Mädchengang auf raffinierter Mission

Autorin mit Hypermobilitäts-Syndrom setzt sich in Kinderbuch mit dem Thema Behinderung auseinander

Cosima und ihre dicksten Freundinnen aus dem „Heim für beklagenswerte Mädchen“ decken fiese Machenschaften auf und bringen gegen Ende des Buchs viel Wirbel in die Ausstellung eines berühmten, aber unseriösen Entdeckers.
Cosima und ihre dicksten Freundinnen aus dem „Heim für beklagenswerte Mädchen“ decken fiese Machenschaften auf und bringen gegen Ende des Buchs viel Wirbel in die Ausstellung eines berühmten, aber unseriösen Entdeckers. © Illustration: Flavia Sorrentino

Laura Noakes, Doktorin der Geschichte, ist im englischen Bedfordshire in einem Haus voller Bücher aufgewachsen. Sie hat sich in ihrem originellen Kinderbuch „Cosima und der Diamantenraub“, das bei Dragonfly erschienen ist, mit der Rolle von Kindern mit Behinderung auseinandergesetzt.

Ihre Hauptfigur Cosima leidet wie die Autorin an einem Hypermobilitäts-Syndrom. Dabei handelt es sich um angeborene Störungen im Bindegewebe, die hauptsächlich durch allgemeine Überbeweglichkeit der Gelenke in Verbindung mit Beschwerden im Muskel-Skelett-System gekennzeichnet sind.

London in dunkler Vorzeit

In ihrem Debüt-Werk taucht Noakes in das London von 1899 ein. Cosima lebt schon ihr ganzes Leben lang im „Heim für beklagenswerte Mädchen“. Sie weiß nichts über ihre Herkunft – augenscheinlich wurde sie schon als Baby aufgrund ihrer Behinderung abgeben. Einzig ein gesticktes Tuch gibt zunächst Rätsel und später Aufschlüsse über ihre wahren Eltern auf. Auch den anderen Mädchen, die gelegentlich ihre Familie sehen können, ereilte aufgrund ihrer Andersartigkeit das Heimschicksal.

Die Mädchen haben einiges am Kasten

Gemeinsam mit ihren Freundinnen Pearl, Mary und Diya macht Cos das Beste aus ihrem tristen Alltag und begeht regelmäßig raffinierte waghalsige Kuchendiebstähle aus der Küche. Doch dann wartet ein viel größerer Coup auf sie.

Denn der berühmte Entdecker Lord Francis Fitzroy, der gerade eine Ausstellung von sagenumwobenen Raubgütern plant, will die Mädchen der Heimleitung abkaufen und hat offenbar fiese Pläne. Doch Cosima und ihre Freundinnen, die alle ein Handikap haben, aber ziemlich schlau sind, machen sowohl ihren bösen Betreuern – ein wenig empathisches Geschwisterpaar – als auch dem unseriösen Entdecker einen Strich durch die Rechnung.

Abgesehen von der für Kinder spannenden Story, schwingt im Buch die Problematik, wie Menschen mit Beeinträchtigungen gesehen werden, mit. Der Autorin gelingt damit ein Denkanstoß, dass nicht die Behinderung im Vordergrund stehen sollte, sondern die anderen Fähigkeiten, die Betroffene mitbringen. Die Mädchen im Buch sind jedenfalls ziemlich raffiniert.

Von Michaela Ecklbauer

Laura Noakes, Cosima und der Diamantenraub, Dragonfly 2024, ISBN: 978-3-7488-0254-9

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