Meinung

von Markus Ebert

‚Große Klappe, Flasche, von nichts eine Ahnung‘: So rotzt das ‚Netz‘ über Claudia Plakolm

Kommentar über die Gleichstellung der Frauen, die in vielen Köpfen noch nicht angekommen ist

Viele Forderungen wurden auch hierzulande anlässlich des Internationalen Frauentages formuliert, deponiert und auch postuliert. Inhaltlich subsumieren kann man das im Wesentlichen als Drängen auf Gleichstellung, freilich spielt – natürlich im Lichte der Bluttaten an Frauen – auch der Gewaltschutz eine große Rolle.

Adressiert ist naturgemäß alles in erster Linie an die Politik, die schließlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die gleichberechtigte gesellschaftliche wie ökonomische Teilhabe der Frauen in allen Lebensbereichen festlegt.

Doch legistische Normen allein reichen nicht, die zu Recht verlangte Gleichstellung muss vielmehr auch in den Köpfen der nicht-weiblichen Bevölkerung verankert werden. Wer wissen will, wie viel Bewusstseinsarbeit in Bezug auf einen respektvollen Umgang mit Frauen noch ansteht, muss sich nur in den diversen Online-Foren die Postings über die Bestellung von Claudia Plakolm zur Digitalisierungsstaatssekretärin zu Gemüte führen. „Unnötige und Unfähige sind halt überall zu gebrauchen“, ist da zu lesen, oder auch „In jedem Interview beweist die Frau, dass sie von nichts Ahnung hat“.

Ein User attestiert Plakolm eine „große Klappe zum Runterratschen, was ihr befohlen wurde“, ein anderer befindet: „In der Digitalisierung sind Nullen auch sehr wichtig“. Und: Sie sei eine „Flasche“, habe „keine Ausbildung“ und ein „Weltbild wie vor 130 Jahren“ (Anmerkungen: Alle Zitierungen sind um orthografische und grammatikalische Fehler bereinigt).

Soweit in paar Beispiele, wie „respektvoll“ Menschen im Netz beurteilt werden, wenn man seine Identität hinter einem Nickname verstecken kann. Das sind keine Positionierungen in einem politischen Diskurs, sondern rüpelhafte verbale Pöbeleien, digitale Tritte gegen das Schienbein und jedenfalls Belege dafür, dass es mit der guten Kinderstube nicht weit her sein kann.

Was die Sache nicht besser macht: Alle Zitate stammen aus Foren sogenannter Qualitätszeitungen vom Freitag. Die Schreiber haben ganz offensichtlich die Seiten davor mit den Appellen zum Frauentag überblättert — womit klar ist, wie weit der Weg zur tatsächlichen Gleichstellung noch ist.

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