Grossnigg will in drei Wochen als Signa-Vorstand aufhören

Grossnigg: Benko einmal „zwei Minuten gesehen, das war es“ © APA/HELMUT FOHRINGER

Der seit vergangenem Dezember amtierende Vorstand der Signa Prime und der Signa Development, Erhard Grossnigg (77), will sich nach den kommenden Hauptversammlungen der beiden Immobiliengesellschaften am 10. April aus dem Management der insolventen Immobiliengesellschaften zurückziehen. Den baldigen Rückzug begründete der Sanierungsexperte mit einem Hinweis auf sein Alter.

Es werde der Signa-Prime-Aufsichtsrat neu gewählt werden und es werde auch einen neuen Vorstand geben, sagte Grossnigg gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“ des ORF-Radio am Dienstag. Der frühere SPÖ-Chef und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer ist seit 2010 amtierender Signa-Prime-Aufsichtsratschef. Ende Februar hatte Gusenbauer angekündigt, nach der Gläubigerversammlung eine Hauptversammlung einzuberufen. Am Ende dieser werde er als Chefkontrolleur aus dem Aufsichtsrat ausscheiden. Laut Medienberichten wollen sich aus dem Signa-Prime-Aufsichtsrat auch Ex-Vizekanzlerin und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn, Ex-RBI-Chef Karl Sevelda und Ex-Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag zurückziehen.

Im Signa-Prime-Vorstand ist Manuel Pirolt seit 2013 aktiv, Tobias Sauerbier von 2019 an, allerdings ist er laut Sanierungsbericht Ende Jänner aus dem Gremium ausgeschieden. Im Firmenbuch („Wirtschafts-Compass“) wird Sauerbier noch als Signa-Prime-Vorstand geführt. Mitte Dezember 2023 wurde der damalige Signa-Prime- und Development-Chef Timo Herzberg mit dem Hinweis auf grobe Pflichtverletzungen seines Amts enthoben. Seitdem hat man zu dieser Causa nichts mehr gehört.

Ob die Gläubiger der Luxus-Immobiliengesellschaft, wie im am Montag angenommenen Abwicklungs-Sanierungsplan vorgesehen mindestens 30 Prozent ihrer Forderungen zurückbekommen, ist nicht fix. „Das kann man nicht so voraussagen, aber das wäre der Plan. Das hat auch der Gutachter so bestätigt“, sagte Grossnigg. Zum Portfolio der Signa Prime gehören beispielsweise das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das Selfridges in London und der auf 100 von 245 Meter Bauhöhe derzeit gestoppte Elbtower in Hamburg und viele weitere Immobilien, etwa das Goldene Quartier und das Hotel Park Hyatt in Wien sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. Der Immobilienmarkt sei in einem nicht sehr guten Zustand, daher seien Immobilienverkäufe aktuell „nicht sehr einfach“, sagte der Signa-Vorstand im Hinblick auf die Treuhandlösung. „Die Eigentümer haben ihr Vermögen abgegeben und jetzt schauen wir, dass wir gut abwickeln.“

Laut Grossnigg war Signa-Gründer Rene Benko nicht in die Erarbeitung des Sanierungsplans eingebunden und hat auch keine finanziellen Zuschüsse in Aussicht gestellt. „Ich habe ihn einmal gesehen zwei Minuten, das war es.“ In den Fokus sind zuletzt auch Geldflüsse von Signa-Gesellschaften vor Insolvenzeröffnung gerückt. „Das wird auch überprüft werden“, kündigte der Signa-Prime-Vorstand an.

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„In den letzten drei Monaten konnte ich Signa als eine internationale, höchst professionelle Immobilienunternehmung mit sehr kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kennenlernen“, merkte Grossnigg in einer Stellungnahme an. „Etwas Vergleichbares gibt es in Österreich nicht.“

Die Signa-Pleitenserie ist die mit Abstand größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Gegenüber der insolventen Luxus-Immobiliengesellschaft Signa Prime haben bisher 475 Gläubiger Forderungen in Rekordhöhe von 12,8 Mrd. Euro angemeldet, derzeit sind rund 5,9 Mrd. Euro vom Insolvenzverwalter anerkannt. Gegen die Signa Development sind 2,3 Mrd. Euro an Forderungen angemeldet, wovon bisher 1,5 Mrd. Euro anerkannt sind.

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