„Kein Klimaschutz auf Kosten der Versorgungssicherheit“

LK OÖ-Vertreter warnen vor realitätsfremden EU-Maßnahmen

Kammerdirektor Karl Dietachmair (l.) und Landwirtschaftskammerpräsident Franz Waldenberger: „Die völlig realitätsfremden Vorschläge der EU bereiten uns große Sorge.“
Kammerdirektor Karl Dietachmair (l.) und Landwirtschaftskammerpräsident Franz Waldenberger: „Die völlig realitätsfremden Vorschläge der EU bereiten uns große Sorge.“ © LK OÖ

Kaum ein gutes Haar lassen die obersten Vertreter der Landwirtschaftskammer Oberösterreich (LK OÖ) an den Green-Deal-Zielen der Europäischen Union; vor allem in den Details sei es problematisch, wie Präsident Franz Waldenberger und Direktor Karl Dietachmair am Montag vor Journalisten sagten.

Österreichs – und somit auch Oberösterreichs Landwirte – würden bereits jetzt deutlich umweltschonender und effizienter als im EU-Schnitt produzieren; und das belegten die beiden mit Studienzahlen aus dem Jahr 2020, erstellt vom wissenschaftlichen Dienst der EU-Kommission.

Für ein Kilo Schweinefleisch werden demnach in Österreich 5,9 Kilogramm CO2 emittiert; im EU-Schnitt sind es 7,5. Pro Kilo Rindfleisch sind es 14 Kilogramm CO2 in Österreich gegenüber 22 Kilogramm EU-weit.

„Daher wären produktionsintegrierte Klimaschutzstrategien deutlich besser als die auf dem Tisch liegenden Vorschläge“, so Waldenberger.

Mindererträge

Sauer stoße ihm unter anderem die geplante 50-prozentige Reduktion von Pflanzenschutzmitteln auf. Dies würde zu Produktionseinbußen führen. Auch die geplante EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur – 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen sollen bis 2030 unter Schutz stehen – sei in der Praxis kaum machbar.

Die EU-Industrieemissionsrichtlinie gefährde die landwirtschaftliche Nutztierhaltung; Die Folgekosten für die einzelnen Betriebe bei Neu- oder Umbauten würden infolge der dann notwendigen Gutachten um mindestens 40.000 Euro in die Höhe schnellen. Und zu guter Letzt gebe es auch keine seriöse Wirtschaftsfolgenabschätzung zum Green Deal.

Waldenberger: „Wir als Landwirtschaft stehen zu den Klima- und Umweltschutzzielen, aber diese Vorschläge sind in der Praxis nicht umsetzbar. Zudem darf Klimaschutz nicht auf Kosten der Versorgungssicherheit gehen und aufgrund der geplanten Maßnahmen ist durchaus mit geringeren Erträgen zu rechnen.“

Generell bleibe die Situation für Oberösterreichs Landwirte herausfordernd – auch wenn sich die Lage im Vorjahr stabilisiert habe. Der Strukturwandel vulgo Höfesterben habe sich zudem weiter verlangsamt. Die Preise für Betriebsmittel – etwa Strom, Dünger oder Diesel – würden allerdings noch hoch bleiben.

Die Märkte seien zudem unter Druck; dies sei auch dem geänderten Konsumentenverhalten geschuldet. „Das merken wir im Bio- und im Premiumbereich, weil die Leute zu billigeren Produkten greifen“, so Waldenberger.

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