„Der ASK ist wieder da!“ – diese Sprechchöre wären unter normalen Voraussetzungen wohl durch die Raiffeisen-Arena gehallt. Die Geisterspiel-Atmosphäre verhinderte zwar derartige Jubelarien der LASK-Fans, das 4:0 über den SK Sturm in der Bundesliga-Meistergruppe war dennoch Balsam für die schwarz-weiße Fußballerseele, indem sich die bislang sieglosen Linzer den Frust von Selbiger schossen.
„Bis jetzt war noch keine Mannschaft klar besser“, hatte Trainer Valerien Ismael gemeint. Dennoch hatte es in den bisherigen Auftritten in der Meisterrunde nur zu einem Zähler gereicht. Doch gegen die Grazer lief der LASK-Motor endlich wieder auf Hochtouren. Von Beginn an demonstrierten die Oberösterreicher eindrucksvoll, wer der Herr im Hause war, legten noch mehr Leidenschaft, Mentalität, Intensität, aber auch Spielwitz und fußballerische Qualität an den Tag, als bei den zuvor durchaus guten Auftritten. Der Wille, dieses erste Tief der Saison endlich hinter sich zu lassen, war in jeder Aktion erkennbar.
Typische LASK-Tore
Gegen defensiv teils überforderte Steirer ließen die ersten Chancen nicht lange auf sich warten. Nach Michorl-Zuckerpass hatte Husein Balic die frühe Führung am Fuß, Sturm-Goalie Siebenhandl entschärfte den Abschluss aber (6.). Drei Minuten später war das zweite LASK-Heimtor in der Meistergruppe perfekt – und es war ein Paradebeispiel eines Linzer Angriffes. Ballgewinn Holland, Renner schickte Balic tief, dessen Querpass konnte Hierländer nicht richtig klären und Peter Michorl funkte mit Entschlossenheit und Reaktionsschnelligkeit dazwischen, drückte den Ball zum 1:0 über die Linie.
Typische Stärken der Athletiker kamen auch bei den nächsten Treffern zum Vorschein, nämlich die Standardsituationen. Nach einem Corner brachte Balic den Ball zur Mitte, Raguz scheiterte per Kopfball an Siebenhandl, diesmal war Frieser als Erster zur Stelle – 2:0 (25.). 14 Minuten später Einwurf Holland, Trauner verlängerte per Kopf und Balic ließ die Torjägerzeit, die beliebte LASK-Torhymne, ein drittes Mal erklingen.
Sturm nur zweimal gefährlich
Von Sturm kam in Hälfte eins offensiv gar nichts, Gernot Trauner agierte als Abwehrchef umsichtig und souverän wie eh und je, seine Kollegen taten es ihm gleich. Erst nach der Pause kamen die Grazer etwas besser ins Spiel, probierten einen Tick mehr, ohne den LASK ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Nur zweimal wurde es knapp: Als Despodov der Linzer Defensive entwischte, mit seinem zu zentralen Abschluss aber an Schlager scheiterte. Und als Joker Trummer in der Stange seinen Meister fand (72.) – also in jenem Aluminium, das die Athletiker in den vergangenen vier Partien gleich sechs Mal geärgert hatte.
Der Schlusspunkt war zugleich die Krönung eines rundum gelungenen Fußballabends aus oberösterreichischer Sicht. Nach einem neuerlichen Corner ließ Joao Klauss per herrlichem Fallrückzieher sämtliche Sturm-Kicker inklusive Goalie Siebenhandl alt, sich selbst aber richtig gut aussehen und netzte mit diesem Treffer der Marke Tor des Monats zum 4:0 ein (92.).
So durften die Linzer am Ende über einen verdienten ersten Ligasieg seit Mitte März, seit dem letzten Spiel vor der Corona-Pause in Mattersburg (1:0), feiern. Ein Erfolgserlebnis, das nicht nur der runterging wie Öl, sondern auch in Sachen Europacup enorm wichtig war. Denn der LASK vergrößerte den Abstand auf Hartberg (5 Punkte) und Sturm (6) und überholte sogar den WAC, ist nun wieder Dritter.
LASK – SK Sturm Graz 4:0 (3:0)
Raiffeisen-Arena, SR Heiß.
Tore: 1:0 (8.) Michorl, 2:0 (25.) Frieser, 3:0 (39.) Balic, 4:0 Klauss (92.).
LASK: Schlager – Wiesinger, Trauner (Haudum 58.), Filipovic (Andrade 69.) – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Balic (Klauss 58.), Raguz (Reiter 82.), Frieser (Tetteh 58.).
Sturm: Siebenhandl – Jäger Avlonitis, Ljubic – Sakic, C. Leitgeb (Röcher 62.), Dominguez (Donkor 46.), Hierländer (Trummer 72.) – Friesenbichler (Balaj 46.), Despodow (Jantscher 76.), Kiteishvili.
Gelb: Raguz, Filipovic; Sakic, Jäger.
Von Christoph Gaigg