Dante beleidigt den Islam: Mit dieser Begründung haben die Eltern zweier Schüler einer Schule in der norditalienischen Provinz Treviso beantragt, dass ihre Kinder nicht über die berühmte „Göttlichen Komödie“ von Italiens Nationaldichter Dante Alighieri (1265-1321) unterrichtet werden, die in den italienischen Lehrplänen seit jeher eingehend behandelt wird.
Den Anträgen wurde statt gegeben. Die betroffenen Familien sind der Ansicht, dass das Werk mit ihrer Religion, dem Islam, unvereinbar ist. Der Vorfall löste eine heftige Kontroverse aus und entfachte die Debatte über die Vereinbarkeit des Unterrichts der „Göttlichen Komödie“ („Divina Commedia“) mit den religiösen Empfindungen der Muslime neu. In der Vergangenheit war Dantes Werk auch in anderen Ländern wie den Niederlanden und Belgien Gegenstand ähnlicher Kontroversen.
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Umstritten ist die Darstellung von Mohammed im 28. Gesang der Hölle, einem Teil der „Göttlichen Komödie“, die für Muslime als beleidigend empfunden werden könnte, meinten Experten.
Dante beschreibt Mohammed darin als eine Person, die Zwietracht sähe. Er untermauert damit die historisch nicht belegte Legende, derzufolge Mohammed ein frustrierter christlicher Priester war, der aus Rache eine neue Religion gründete.
Italiens Bildungsminister Giuseppe Valditara, kündigte eine Inspektion in der Schule in Treviso an. „Der Ausschluss eines der Grundpfeiler unserer Literatur aus dem Lehrplan aus religiösen oder kulturellen Gründen, die wir nicht verstehen, ist völlig unzulässig“, protestierte Valditara. Integration bedeute auch, die Kultur des Landes zu kennen, in der man lebe.
Auch der Vorsitzende der rechten Regierungspartei Lega, Matteo Salvini, protestierte. „Ich finde es wahnsinnig, dass Dante in unseren Schulen nicht unterrichtet werden darf. Wir befinden uns entweder am Rande des Abgrunds oder am Rande des Lächerlichen“, sagte Salvini.
Die „Göttliche Komödie“ ist eine längere Erzählung in Versform, die sich mit dem Weg der Seelen nach dem Tod der Menschen befasst. Der Text besteht aus drei Teilen, den sogenannten „Gesängen“ (Cantiche), zunächst die Hölle, dann das Fegefeuer und schließlich das Paradies.
Die „Divina Commedia“ ist das erste italienische literarische Werk, das nicht auf Latein verfasst wurde. Dante wählte stattdessen die Volkssprache, das sogenannte „volgare“, so wie es in seiner Heimatstadt Florenz gesprochen wurde.