Lukas Weißhaidinger hat am Freitagabend bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom die Silbermedaille gewonnen. Der Oberösterreicher kam im Finale auf eine Weite von 67,70 m, damit musste er sich nur dem Slowenen Kristjan Ceh (68,08) geschlagen geben.
Bronze holte sich der Litauer und Topfavorit Mykolas Alekna aus Litauen (67,48). Für den 32-Jährigen Weißhaidinger war es die vierte Medaille bei einem Großereignis, die erste seit Olympia-Bronze 2021 in Tokio.
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„Ess fühlt sich unglaublich an, wieder die Fahne zu schwenken in einem Stadion. Das war ein richtig cooler Wettkampf“, sagte Weißhaidinger. Begonnen hatte das Finale mit einer kleinen Überraschung. Weltrekordler Alekna lieferte einen ungültigen Versuch ab, was er freilich dann in Folge ausmerzte, ohne aber den Titel zu holen.
Weißhaidinger startete mit 65,60 und war nach der ersten Runde Zweiter, nach 63,07 Vierter und 66,78 weiterhin Vierter, womit er aber zu jenen acht zählte, die weitere drei Würfe bekamen.
Gestartet wurde nun nach dem aktuellen Ranking, Weißhaidinger setzte zur Attacke auf die drei vor ihm Gelegenen an. Mit 63,99 gelang eine Verbesserung zunächst nicht. Mit anschließenden starken 67,70 schob er sich auf Platz zwei. 64,42 wurden es im sechsten Versuch, als Silber bereits feststand, weil der schwedische Weltmeister und Olympiasieger Daniel Ståhl als Vierter (66,84) nicht mehr kontern konnte.
„Vor der letzten Runde habe ich noch ein bisserl geschwitzt. Aber ich habe auch versucht, Gold anzugreifen. Ich wusste, dass das noch möglich ist. Das war noch nicht das Ende der Fahnenstange“, sagte Weißhaidinger. Vor Weltrekordler Alekna und Ståhl zu sein, bedeute viel. „Das werden jetzt nicht viele verstehen, aber diese Medaille glänzt schon sehr weltmeisterlich.“
Erstmals mussten die Diskus-Hünen der Gegenwart Qualifikation und Finale an einem Tag bestreiten. Weißhaidinger war als Vierter mit 63,99 m in die Entscheidung am Abend eingezogen und erklärte, „Körner“ gespart zu haben. „Arbeitsauftrag erfüllt, abgerechnet wird am Abend“, hatte Trainer Gregor Högler gemeint. Die Taktik ging auf und die vierte Medaille wurde in trockene Tucker gepackt. Nach jeweils Bronze bei Olympia (2021), WM (2019) und EM (2018) wurde es erstmals eine andere Farbe.
2022 hatte sich für Weißhaidinger schwierig gestaltet. Es schauten nur Rang zehn bei der WM in Eugene und neun bei der EM in München heraus. Vor einem Jahr folgte in Budapest ein historischer WM-Bewerb mit Leistungen der Top vier über 68 m. Weißhaidinger war in der Megashow Siebenter geworden. Bald danach entschied sich das Gespann Högler/Weißhaidinger, die Technik umzustellen.
Geworfen wird nun aggressiver und mehr aus der Hüfte. „Eine der schwersten Sachen, die ich je als Sportler machen musste. Ich hatte wenige Monate davor mit der alten Technik meinen 70-m-Wurf, habe damit Medaillen gemacht. Aber das Ziel vor Augen war, in Paris vorne mitzukämpfen“, sagte Weißhaidinger. „Danke an Gregor, der immer das Maximum rausholt. Dass man auch, wenn man sich schon am Optimum glaubt, noch Veränderungen annimmt. Und machen will.“
Die EM sollte nur eine Station auf dem Weg nach Paris sein. Die Top acht waren für Rom als Ziel ausgegeben worden. „Eine EM-Medaille wäre sehr wertvoll“, hatte Weißhaidinger trotzdem im Vorfeld gemeint. Und sagte am Freitagabend in den Katakomben des Olympiastadions: „Ich habe immer gesagt, es schlummert was in mir. Auch bei der Diamond League. Ich wusste, wenn ich meine Sachen mache, kann ich weiter werfen. Das habe ich heute gemacht, das habe ich heute gezeigt. Ich bin an meine Grenzen gegangen.“